„Wie sich zeigt, haben sie beide Recht: Es fühlt sich gut an und es tut trotzdem weh.“
Althea und Oliver. Oliver und Althea. Der eine ist nichts ohne die andere. Und umgekehrt. Unvorstellbar für jeden, der die beiden seit Kindertagen kennt. Und allen ist klar, dass die besten Freunde Ol und Althea fürs Leben bestimmt sind.
Das wird sich zeigen.
Denn manchmal entwickeln sich die Gefühle des einen Zwillingssterns, ohne den anderen Zwillingsstern mitzunehmen. Und das wird dann zu einem großen Problem – für einen oder auch für beide. Und zwar so lange, bis sie verstanden haben und sich mit veränderten Augen sehen.
Mit Glück geschieht so etwas für alle Beteiligten schmerzlos. Bei Althea und Oliver wird es zur schwersten Prüfung ihrer Freundschaft. Und die fällt so heftig aus, dass sie irgendwann nicht mehr wissen, wie sie zueinander stehen. Ob sie überhaupt noch beste Freunde sind und ob sie es nach all den Veränderungen, die sie an sich bemerken, auch bleiben. Für Althea und Oliver ist das kaum zu ertragen, das macht wütend, kostet Tränen und ändert die Sicht auf alles.
Ol hat diese komische Sache mit dem Schlafen. Wenn er schläfrig wird, ist es Zeit, ihn nach Hause zu bringen. Dann schläft er für Stunden. Für Tage. Althea ist nicht nur seine beste Freundin, sie hält Kontakt zu seiner Mutter. Wird er wach, liegt sie neben ihm und hilft ihm zurück in die Wirklichkeit. So ist das immer schon gewesen. Manchmal wird er aber auch zwischendurch kurz wach. Dann scheint er ein völlig anderer zu sein, sagt und macht Sachen, die Althea schräg findet.
Wird er dann endgültig wach, bringt sie ihn auf den neuesten Stand in Sachen Schule und Freundeskreis, erklärt ihm, was er in welchen Fächern nachzuholen hat. Und alles ist wieder wie immer.
Irgendwann wird dieses Muster durchbrochen. Er schläft länger als jemals zuvor. Er schläft von Juni bis August. Und diesmal bleibt das Leben nicht stehen. Diesmal ist danach nicht alles wie immer. Diese drei Monate verändern alles.
Auch Althea verändert sich. Sie beginnt zu rauchen, sie färbt sich die Haare, macht sexuelle Erfahrungen mit einem gemeinsamen Freund und verändert sich komplett. Als Ol wach wird, ist nichts wie es vorher war.
Die Geschichte der Zwillingssterne ist schmerzhaft schnörkellos erzählt. Sie zeigt auf, dass sich Gefühle von Zwillingssternen oft nicht so entwickeln, wie jeder für sich es sich wünscht.
Bremen, 5. Dezember 2014