Seid Ihr schon mal im Krankenhaus gewesen und wolltet jemanden besuchen? Dann wisst Ihr, dass diese Krankenhäuser wie Labyrinthe sind, in die man zwar rein aber nur sehr schwer wieder raus kommt, wenn man sich nicht auskennt und alleine ist. Und wenn man noch nicht lesen kann, ist es besonders schwierig.
Peter Schössow lässt in seinem Bilderbuch Henry erzählen, wie er mit Kindermädchen Gülsa seine Oma im Krankenhaus besuchen will.
Das ist alles ganz einfach? Weil Henry nicht alleine ist? Klar. Einerseits. Andererseits könnte es schwierig werden. Denn da haben wir Gülsa, die ganz bestimmt mit dem Handy am Ohr geboren wurde. Sie telefoniert jetzt schon ziemlich lange und achtet nicht auf Henry.
Irgendwann wird Henry langweilig und macht sich alleine auf die Suche nach Station und Zimmer seiner Oma. Das kann ja nicht allzu schwer sein, denkt er. Schließlich ist er schon groß und weiß, welche Farbe zu welchen Leuten hier gehört. Grün, blau und weiß. Alle Leute mit diesen Kitteln arbeiten im Krankenhaus. Die ohne Kittel sind Besucher oder Patienten.
Tja. Trotzdem verirrt sich Henry von einer Station zur nächsten, von einem Zimmer zum nächsten, von Ärzten zu Schwestern und Besuchern. Keiner weiß den Weg zu Oma. Mist. Irgendwann landet Henry im Keller. Letzte Station! Und jetzt?
Zu seinem großen Glück trifft er zufällig auf den Hausmeister der Klinik. Hausmeister, weiß Henry, wissen alles und kennen jeden. Hausmeister kennen Sicherheitsbeamte. Die wissen sehr genau, wie man an Informationen kommt. Das weiß Henry auch. Als der Sicherheitsbeamte Henry zu seiner Oma bringt, sitzt Gülsa mit Oma auf dem Bett. Beide sind furchtbar aufgeregt, haben sich große Sorgen gemacht. Nicht so schlimm. Ist ja noch mal gut gegangen.
Ich mag, wie Peter Schössow Geschichten erzählt und zeichnet. Sehr liebevoll und witzig. Was meint Ihr – sieht Henry nicht irgendwie aus wie Oskar?
Bremen, 19. September 2016