Wie sich die Weihnachtsgans vor dem Ofen rettete

von Natalie Dargent
arsEdition
2013, 28 Seiten
Altersempfehlung: ab 5 Jahren
Preis: 12,95 Euro

Hört Ihr das auch?! Dieses fürchterliche Geschrei? Kommt bestimmt vom Bauernhof. Sicher hat der Fuchs mal wieder Hunger. Wie schrecklich! Und das kurz vor Weihnachten.

Halt mal. Weihnachten! Da fällt mir ein, dass der Fuchs in diesem Jahr gemeinsam mit seinen Freunden Wolf und Wiesel feiern will. Also muss ein Braten organisiert werden. Klar. Ein schmackhafter Braten. Versteht sich. Und was ist ganz besonders schmackhaft? Natürlich! Eine Gans.

Jetzt weiß ich, warum das Geschrei so groß ist. Der Verbrecher hat sich die schönste aller Gänse gegriffen, sie in einen Sack gesteckt und sich mit einem schadenfrohen Lachen vom Hof geschlichen. Dem zurück gebliebenen Federvieh bleibt nichts als Fassungslosigkeit.

Was der Fuchs allerdings nicht ahnt: Er hat sich nicht nur die schönste aller Gänse unter die Pfote gerissen – er hat auch die Intelligenteste aller Gänse geklaut. Sein Pech. Denn die zieht zu Hause im Fuchsbau alle ihr zur Verfügung stehenden Register.

Damenbesuch heißt: Fuchsbau aufräumen und sauber machen! Wie? Damenbesuch? Denkt der Fuchs. Da muss sie etwas gründlich missverstanden haben. Doch die Gans ist bereits beim nächsten Punkt: Jeder, der den sauberen Fuchsbau betritt, säubert die Pfoten! Fuchs, Wolf und Wiesel tun auch das klaglos. Danach verteilt sie ihre Aufgaben: Abendessen besorgen! Für alle. Sie bezieht sich selbstverständlich mit ein. Schließlich wollen die Herrschaften eine dicke fette Gans braten und nicht so einen dünnen Hungerhaken, wie sie einer ist. Oder?!

Das sehen alle ein und kommen mit Fröschen, Knospen und Champignons zurück. Tja. Und wer kocht jetzt? Keiner der Anwesenden kann kochen. Also erklärt sich die Gans bereit und zaubert ein vorzügliches Abendbrot. Mit vollem Bauch spielt man Karten, trinkt und macht sich einen netten Abend.

Letzter Auftrag für heute: Zähne putzen! Auch das machen Fuchs, Wolf und Wiesel ohne Murren und Knurren.
Was soll ich Euch sagen?! Die schlaue Gans entpuppt sich als perfekte Haushälterin. Sie macht Frühstück, kocht und verteilt die anfallenden Arbeiten, die man so kurz vor Weihnachten zu erledigen hat. Kurz vor dem Fest organisieren die Tiere einen Tannenbaum, schleppen ihn in den Fuchsbau und schmücken ihn festlich. Die Ganz hat unterdessen Kekse gebacken und serviert sie mit Punsch. Irgendwann sind sich alle einig: Die Weihnachtszeit ist doch die allerschönste Zeit des Jahres.

Am Abend vor dem Heiligen Abend erinnert die schlaue Gans Fuchs, Wolf und Wiesel daran, dass es nun an der Zeit ist, sie zuzubereiten. Hat jemand ein Rezept? Natürlich nicht. Aber sie hat daran gedacht.
Es herrscht große Ratlosigkeit im Fuchsbau. Sollen sie wirklich ihre neue Freundin essen?

Bremen, 1. Oktober 2015