Also, ich für meine Persönlichkeit, habe ja schon als Kind an Trolle, Wichtel und Waldwesen geglaubt. Wirklich.
Meine Familie wohnte in unmittelbarer Nähe des Stadtwaldes meiner Heimatstadt. Jeder Weg, jeder Baum, einfach alles war mir als Kind vertraut. Auch deshalb, weil es im Stadtwald ein Waldschwimmbad gab, das wir als Kinder im Sommer quasi „bewohnten“.
Außerdem wurde regelmäßig nach Pilzen gesucht, es wurden Beeren gesammelt – also, es war einfach herrlich.
Und wir Kinder erzählten uns gegenseitig Geschichten über Waldwesen. Natürlich waren es andere Geschichten als die, die ich gerade gelesen habe und die ich Euch sehr gerne ans Herz legen möchte.
Eines mal vorweg. Der Wald ist lebendiger, als es den Anschein hat. Glaubt mir. Ich weiß es.
Das Knacken in den Zweigen, das Rascheln der Blätter, das Flüstern, das Kichern und sogar diese sehr helle Stimme, die meinen oder den Namen eines anderen Kindes gerufen hat – das alles war mir als Kind sehr vertraut und ich und meine Fantasie waren eins.
Je älter man wird, desto schneller verschwinden all diese wundervollen Fähigkeiten, die unsere Kindheit so schön haben sein lassen. Warum? Weil das alles nur uns alleine gehört hat. Wir haben es niemandem erzählt.
In jeder Kultur der Erde werden Geschichten der Waldwesen von Generation zu Generation weitergegeben – vielleicht wurde einem von Euch ja auch schon einmal von ihnen erzählt.
Sie erscheinen in jeglicher Form, von mächtiger Waldgottheit bis zum winzigen Pilzbewohner. Als Meister der Tarnung bekommt kaum ein Mensch sie jemals zu Gesicht, und so scheint die Existenz dieser wundersamen Geschöpfe nach und nach in Vergessenheit zu geraten.
umso wichtiger, dass ihre Geschichten erzählt werden.
Die Autorin Malin Neumann begleitet Euch in kurzen Legenden durch die Wälder der Erde. Habt Ihr diese Legenden gelesen, werdet Ihr mit anderen Augen und Ohren durch Euren Lieblingswald gehen und werdet sie alle treffen: die Trolle, die Wichtel, die Waldwesen.
Und weil Kinder mit diesen Wesen kommunizieren können, wird es Euch so gehen, wie mir, als ich so alt war, wie Ihr.
Bremen, 4. Oktober 2020