Zum Verständnis: 1884 erschien der Roman erstmals unter dem Titel „Crime et Chatiment“ in Frankreich – 18 Jahre, nachdem der bereits zu Lebzeiten berühmte Autor Dostojewski ihn verfasst hatte. Das imperiale Russland befand sich zu dieser Zeit im Umbruch. Die Sklaverei wurde abgeschafft, und eine Welle anarchistischer Aufstände, angeführt von Nihilisten und Revolutionären, erschütterte die alte, dem Untergang geweihte Weltordnung.
Dostojewski sah die Revolution heraufziehen, erlebte sie aber nicht mehr. Er starb im Januar 1881, einige Wochen nach der Bombenexplosion, die Zar Alexander tötete und damit auch seine Reformprojekte jäh zunichte machte.
Zum Inhalt: Rodion Raskolnikow, ein bettelarmer, aber hochbegabter Student, lebt in Sankt Petersburg in einem ärmlichen Zimmer, kaum größer als eine Schiffskabine. Er quält sich, stellt sich in Frage, rebelliert gegen die Absurdität einer Welt und ihrer Gesetze, die nicht für alle Menschen gemacht zu sein scheinen.
Raskolnikow schottet sich von der Gesellschaft ab, er befreit sich von ihr. Aber was kann er mit dieser irrationalen Freiheit anfangen, im Angesicht eines Horizonts, an dem Gut und Böse sich vermischen? Er träumt, er ist besessen von seinen Gedanken und beschließt, dass er einen Mord begehen wird – zum Wohle der Menschheit. Er beschließt, eine alte Pfandleiherin zu töten, der er gerade seinen Besitz anvertraut hat. Doch der Plan misslingt und Raskolnikow versinkt, geplagt von seinem Gewissen, immer tiefer in Paranoia.
Unfassbar eindrücklich werden mir bei der Lektüre die ärmlichen Lebensverhältnisse des Sankt Petersburg im 19. Jahrhundert und die Düsterkeit des menschlichen Daseins vor Augen geführt. Gruselig. Weltliteratur. Muss man kennen. Und deshalb: Als Graphic Novel – Großartig!!
Bremen, 4. Oktober 2020