Lucinda ist 17 Jahre alt und ist eine elfengleiche Erscheinung: Schön wie eine Sternschnuppe. Und hungrig auf das Leben. Doch Lucinda ist auch eine junge Frau mit vielen Extremen.
Ein Teil von ihr ist die Vertraute, die Schwester der 13-jährigen Malina. An guten Tagen träumen sich die beiden in ihr Traumland Tenebrien. Oder sie schleichen sich bei klarem Himmel nachts aus dem Haus, legen sich auf eine nahe Brücke, betrachten die Sterne und erfinden geheimnisvolle Geschichten. Dann sind die Schwestern untrennbar. Diese Welt werden sie mit niemandem teilen.
An schlechten Tagen aber ist Lucinda jemand, der sich seinem Umfeld gegenüber gnadenlos verhält. Drehen die Eltern fast durch, genießt Lucinda das. Sind sie und ihre Mutter Isa in ein und demselben Raum, ist er innerhalb kürzester Zeit elektrisch aufgeladen und endet jedes mal mit Isas verzweifelten Versuchen, Lucinda zum Essen zu bewegen. Und Lucinda genießt ihren Auftritt: „Ich habe keinen Hunger!“
Menschen, die so sind wie Lucinda, sind hochintelligent und haben Macht. Über andere. Als Jarvis eines Tages auftaucht, weiß Lucinda sofort, was er von ihr will. Sie spielt mit ihm wie mit einer Marionette. Jarvis wird an der Freundschaft zu Lucinda zerbrechen. Er wird sich das Leben nehmen. Was hat sie ihm angetan?!
Ihr merkt, was mit Lucinda los ist?! Richtig. Sie hat eine schwere Essstörung. Sie wird sich bewusst zu Tode hungern.
Am Schluß steht Malina am Fenster ihres Zimmers und sieht, wie ihre Schwester mit nichts als ihrem Koffer, ins gemeinsame Fantasieland Tenebrien aufbrechen und all die, die sie trotz allem immer sehr geliebt haben, in großer Traurigkeit zurück lassen wird.
Bremen, 20. Februar 2014