„Es ist nicht einmal ein richtiges Tagebuch mit Datum oder Wochentag oder wenigstens 365 Seiten. Es ist einfach bloß ein Schreibheft, wie man es in der Schule bekommt. Aber nach dieser Woche würde es mich wundern, wenn ich die Woche überlebe, also wären auch schon sieben Seiten mehr als genug.“
So beginnen Dilvans Aufzeichnungen: 10. Oktober 2014. Ich bin Dilvan. Dilvan aus Lanaco.“ Sie hört auf zu schreiben, bohrt den Kuli in die Granatapfelschale und saugt den Saft heraus. Dabei liest sie die ersten sechs Wörter immer und immer wieder.
Dilvan ist 13 Jahre alt. Eines Tages übernimmt eine Partisanengruppe die Macht in ihrem Dorf. Alles ändert sich. Umgehend. Ohne Vorwarnung. Vater und Brüder werden von diesem unsäglichen Krieg verschlungen. Mutter und Schwester verliert Dilvan bei einem Bombenangriff aus den Augen. Sie ist erst 13 und ganz allein. Ohne Schutz. Aber sie ist mutig. Sehr mutig sogar. Sie macht sich auf die Suche nach ihrer Familie. Sie wird Hilfe haben, Unterstützer. Und sie wird sie finden. Das muss ich verraten, denn sonst kann man das, was Kinder in diesem furchtbaren Krieg sehen und erleben müssen, nicht ertragen. Es wird also gut ausgehen.
Und so endet Dilvans Tagebuch: „Wir weinten, als wir uns in die Arme fielen. Tränen der Freude und Erleichterung. Sie wirkten älter, aber sie waren am Leben. Alle.“
Für jeden von Euch jungen Leuten ist es ohne jeden Zweifel wichtig, in diesen Zeiten Bücher zu diesem Thema zu lesen, das unser Land seit 2015 beschäftigt, damit Ihr nicht in die unsäglichen Argumentationsfallen stolpert, die sich politisch und vor allen Dingen gesellschaftlich in Teilen unseres Landes anbiedern.
Lasst Euch durch billigste Argumentationen Euren gut informierten Blick auf die Geschehnisse nicht nehmen. Bildet Euch selbst eine Meinung. Informiert Euch breit gefächert. In unserem Land ist das möglich. Wir leben in einer Demokratie. Verteidigen wir sie mit Wissen!
Bremen, 23. Oktober 2016