Ein Vorbild zu haben, ist bei den kleinsten der Fußballer sowas wie Pflicht. Oder irre ich mich? Tonis Vorbild ist jedenfalls Renato Flash. Auch, weil er prima Fußball spielt. Aber mehr noch wegen dieser coolen Schuhe, die eine sogenannte „Blinkfunktion“ haben.
Als Toni die Plakatwand mit Renato Flash und seinen Schuhen mit Blinkfunktion zum ersten Mal bestaunt, ist sofort klar, dass er unbedingt diese Fußballschuhe haben muss. Wort- und Gestenreich macht er seiner Mutter zu Hause klar, dass es zu Weihnachten bitte diese Schuhe sein müssen, und nur diese. Er braucht neue. Die alten sind out und sowieso kaputt. Aha.
Erwachsene haben, und das lernt Toni heute beim Schuhgespräch mit seiner Mutter, Unmengen von Argumenten parat, um Wünsche nicht erfüllen zu müssen. Also beschließt er, sich selbst darum zu kümmern.
1. Möglichkeit: Er wird Flyer austragen. Das geht gründlich nach hinten los, weil er sich Hilfe bei seinen Freunden holt, die er vom Honorar zum Dank einlädt. Schöne Geste, aber kein Geld.
2. Möglichkeit: Straßenmusik machen. Er spielt zwar kein Instrument, aber egal. Geht auch nach hinten los, weil sie auf dem Weihnachtsmarkt definitiv die falschen Lieder singen.
3. Möglichkeit: Er will mit dem kleinen Hund der Freundin seiner Mutter Gassi gehen. Der entpuppt sich leider als eine Art Minikampfhund. Fehlbesetzung. Also auch nichts.
4. Möglichkeit: Flohmarkt. Er durchforstet sein Spielzeug und macht einen Flohmarkt-Stand – kauft aber sein Lieblingsspielzeug dann doch lieber wieder zurück. Also – Fehlanzeige.
5. Möglichkeit: Geldverdienen. Aber hallo – das will er doch schon seit 1 bis 4. Toni findet 20 Euro und wird zum ehrlichen Käufer einer neuen Mütze für seine neue Freundin. Die hatte nämlich gar kein Geld verloren, sondern eine ihrer 100 Mützen, von denen sie ständig welche verliert oder irgendwo liegen lässt.
6. Möglichkeit: Er wird gefragt, ob er als Model arbeiten möchte. Will er. Schließlich sind die alle reich und berühmt. Von dem Joghurtgetränk, das er bewerben soll, wird ihm leider schlecht. Außerdem kann er sich den beknackten Text nicht merken und wird höflich gebeten, zu gehen. Besser ist das.
Dann ist Weihnachten. Das, was er bisher verdient hat, reicht gerade mal für einen Eisbecher. Also!
Weihnachten wird es die Schuhe mit der Blinkfunktion nicht geben. Aber egal. Dann gibt es Weihnachten eben keine Geschenke. Haben Mama und er sowieso beschlossen. Warum? Weil sie eigentlich beide der Meinung sind, dass heutzutage keiner mehr so richtig Weihnachten feiern kann.
Aber kurz vor Ladenschluss geschieht das kleine feine Weihnachtswunder im Hause Toni und Mama. Mama beschließt kurzfristig, doch ein Geschenk kaufen zu gehen.
Danach wird gemeinsam gekocht und der Tannenbaum geschmückt. Toni findet, dass das ein super schönes Weihnachtsfest ist und fällt fast in Ohnmacht, als Mama ihm sein Weihnachtsgeschenk überreicht.
Prima Comic. Kann man auch lesen, wenn man noch nicht lesen kann. Oder man lässt lesen. Geht auch.
Bremen, 9. September 2018