Was Ihr hier seht, ist kein Buch wie jedes andere. Schon deshalb nicht, weil der Autor 10 (in Worten: zehn) Jahre geschrieben und gezeichnet hat. Und ich muss sagen, auf das Ergebnis habe ich sehr gerne gewartet (ohne zu wissen, dass es in Arbeit war). Das hier ist nicht nur ein Roman. Es ist der Beginn von etwas, dass mit diesem Band – fragt man mich – nicht zu Ende sein darf.
Man liest ein paar Seiten, um danach in machtvolle Bilder einzutauchen, die das verinnerlichen, was die Geschichte zuvor erzählt hat. Kopfkino. Am Ende des Buches bleibt man mit dem Wunsch zurück, dass das nicht alles gewesen sein kann.
Das ist die Geschichte:
Durch ihre Kreativität und ihre Intelligenz verursachte die Menschheit irgendwann den Weltuntergang. Kein Krieg war daran Schuld. Kein Klimawandel. Nicht die Arroganz der Menschheit, nicht ihr Stolz oder ihr Egoismus. Weit gefehlt. Von einer Sekunde zur anderen änderte sich das leben von Milliarden Menschen. Was war passiert? Die Zeit war kollidiert. Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft waren plötzlich eins.
100 Millionen Menschen aus den unterschiedlichsten Zeitaltern überlebten diese Zeitkollision und waren über den ganzen Planeten verstreut. Die Menschen aus der zivilisierten Vergangenheit nannte man „Die Dampfzeitler“, die aus der Zukunft waren „Die Ältesten“ und die aus der Zeit dazwischen waren „Die Mittelzeitler“.
Mit all ihren Möglichkeiten versuchten die Überlebenden, sich in dieser neuen, gefährlichen Welt zurecht zu finden, in der es noch keine Regeln gab. Das führte über Kurz oder Lang zu bewaffneten Konflikten, bis die Menschen nach jahrelangen Kämpfen endlich verstanden, dass sie nur überleben würden, wenn sie gemeinsam diese neue Welt erforschen. Ein guter Plan.
Betroffen von der Zeitkollision waren auch der 13jährige Diego Ribera und seine Eltern aus New Chicago. Die Mutter war eine berühmte Pilotin, der Vater ein genialer Erfinder mit einer sehr besonderen Gabe, die auch Diego eines Tages bei sich feststellte. Berührte er in der Werkstatt seines Vaters beispielsweise eine Maschine und konzentrierte er sich gut, sah er vor sich, wie man sie baute oder reparierte. Diese Gabe zu erkennen und zu akzeptieren, war das eine, sie aus Sicherheitsgründen geheim zu halten, das andere.
Schwierige, aber besondere Zeiten für alle also? Ja. Denn das hier war der komplizierte Beginn einer neuen Welt, in der jeder seinen Platz finden und lernen musste.
Doch nicht alle waren an einem friedlichen Zusammenleben in diesem neuen Zeitalter interessiert. Aufständische wollten den Zeitbruch um jeden Preis rückgängig machen. Der Preis dafür wäre der Tod aller Kinder, die nach dem Zeitsprung geboren waren. Um dieses verbrecherische Ziel zu erreichen, hatten sie den Plan, Diegos Vater zu entführen. Der Erfinder sollte den mörderischen Plan unterstützen. Die Entführung klappte.
Jetzt nahm das Ganze derart Fahrt auf, dass man das Gefühl hatte, man steht im Windkanal. Diegos einsame Entscheidung, seinen Vater aus den Händen seiner Entführer zu befreien, führten ihn nicht zufällig mit Kapitän Balsamico (sorry, ich kann seinen russischen Namen auch nicht aussprechen. Da geht es mir wie Diego), dem Rest seiner Crew und seinem Schiff zusammen.
Und die Ereignisse überstürzten sich. Leider, muss ich sagen, gehörte Diego zu denen, die erst machen und dann darüber nachdenken. Dass Aktionen besser klappten, wenn man vorher nachdachte, war für Diego ein schwieriger Lernprozess. In Captain Balsamico, der geschrumpften Crew und seinen irgendwann besten Freunden Lucy, Petey und Paige aus der Schule hatte er gute Lehrmeister.
Auf dem hochgefährlichen Weg zur Befreiung von Diegos Vater tauchten Fluggeräte auf, die ich so auch nicht mehr in Erinnerung hatte, Roboter wurden zu Freunden, beschützten und kämpften. Jedes seiner Abenteuer, das Diego mehr oder weniger gut überlegt anzettelte und an dem seine Umgebung nicht immer mit uneingeschränkter Zustimmung beteiligt war, brachte ihn seinem Vater ein Stück näher. Dann ist der Vater plötzlich verschwunden und es geht um alles.
20th Century Fox hat sich die Rechte an „Timeless“ gesichert. Die Verfilmung ist bereits in Arbeit.
Bremen, 23. Oktober 2017