Gebäude mit Wandbildern zu versehen, ist das, was Sierra liebt. Darin ist sie wirklich gut.
Als sie eines Tages bemerkt, dass sich das Bild eines Freundes verändert, glaubt sie an eine optische Täuschung. Eine Träne, die gestern noch nicht Teil des Bildes gewesen ist, beunruhigt sie ebenso wie die Tatsache, dass das Wandbild mehr und mehr verblasst. Ohne jeden Grund.
Egal. Heute Abend ist erst mal Party. Also schnell nach Hause, duschen und umziehen.
Seit einem Schlaganfall fällt Sierras Großvater die Kommunikation schwer. Als sie kurz in sein Zimmer geht, sitzt er aufrecht im Bett und murmelt vor sich hin: „Es tut mir leid. Es tut mir so leid.“ Sierra versteht nicht, was er meint. „Du brauchst Hilfe, Sierra. Sie kommen, um uns zu holen. Wir haben nicht viel Zeit. Geh zu Robbie. Robbie wird dir helfen.“
Robbie? Meint Großvater den aus ihrer Schule? Der ist erst kurz da, bemalt alles, was ihm unter die Spraydose kommt und ist wirklich süß. Sierra weiß nicht, wovon ihr Großvater spricht. Also fragt sie ihre Mutter. Die verschließt sich wie eine Auster und verweigert jedes Gespräch. Das macht Sierra stutzig. Sie beschließt, auf eigene Faust nach dem Sinn der Worte ihres Großvaters zu suchen. Und stößt auf etwas, dass ihr mehr Angst macht, als sie glaubt, ertragen zu können.
Vorsichtig kontaktiert sie Robbie und versucht herauszufinden, mit wem sie es zu tun hat. Robbie weiß natürlich, wer und was Sierra ist und spielt das Spiel „ich weiß nicht, was du meinst“ erst ein Mal mit. Gibt sich nicht sofort zu erkennen.
Sierra glaubt, dass sie es mit einem durchgeknallten, aber süßen Typen zu tun hat und hört nicht auf seine versteckten Warnungen. Das ist dumm, denn „learning by doing“ hilft hier nicht wirklich weiter und bringt einen nur in Lebensgefahr. Als Sierra das erkennt, beruhigt sie sich und versucht, keine Angst mehr zu zeigen, sich ihrer Aufgabe zu stellen und Robbie zu vertrauen, der sich endlich zu erkennen gibt.
Sierra bekommt nachvollziehbare Antworten auf all ihre Fragen. Robbie erklärt ihr, dass alles, was sie bisher erlebt und durchgemacht hat, mit den Schattenbildnern zusammenhängt, die eine Gabe haben, die man nicht erlernen kann. Sie wird von Generation zu Generation weitergegeben. Wer diese Gabe hat, ist in der Lage, Bilder zum Leben zu erwecken und so das Gute zu retten. Nur sehr langsam erkennt Sierra, dass sie eine von von den Schattenbildnern ist.
Sie erinnert sich an merkwürdige Begebenheiten der letzten Wochen mit Angst einflößenden Wesen, die sie niemals vorher wahrgenommen hat. An die Begegnung mit diesem „Etwas“ auf der Party, das sie in Todesangst versetzt hat.
Robbie erklärt, dass das Wesen sind, die sich die Welt, wie Sierra sie kennt, unterwerfen wollen. Mit der Hilfe eines Mannes, den ihr Großvater kennt und der seit einiger Zeit verschwunden ist. Mit dessen Hilfe sollen die Schattenbildner vernichtet werden, damit die dunkle Macht beide Welten beherrschen kann.
Trotz all der schrecklichen Dinge, die Sierra in der folgenden Zeit erlebt, spürt sie diese unerklärlich starke Macht in sich und sie erkennt: Sie ist die Auserwählte. So muss es sein. Das hat der Großvater versucht, ihr zu sagen. Und sie hat es nicht verstanden.
Ihre verstorbene Großmutter ist Lucera. Sie hat ihre Gabe irgendwann auf ihre Enkelin übertragen. Jetzt wird sie Lucera sein. Die Macht von ihrer Großmutter übernehmen. Sie ist diejenige, auf die die Schattenbildner nun warten.
Nach und nach lernt Sierra ihre Macht zu schätzen und sie einzusetzen. Sie geht in den alles entscheidenden Zweikampf mit dem Mann, der die Schattenbildner vernichten will, nimmt ihm mit ihrer Gabe seine Macht und versöhnt beide Welten.
Ich habe selten ein so wunderbares Buch gelesen. Nein. Ich habe es verschlungen. Es wird Euch genauso ergehen.
Bremen, 22. Juli 2017