Alle Jahre wieder nach dem Mittagessen am Ostersonntag machte sich meine Familie auf den Weg. Osterspaziergang! Immer! Unser Ziel war das Benrather Schloss mit seinem wunderschönen Park und einem ovalen Gewässer, auf dem wir Kinder – so es denn im Winter zugefroren war – beim Schlittschuhlaufen in schönster Regelmäßigkeit auf dem Hosenboden landeten. Die wenigsten von uns gehörten zu den „Pirouettendrehern“, wie wir sie nannten. Aber egal.
Am Ostersonntag („Vom Eise befreit sind Strom und Bäche…“) allerdings wurde die Frühjahrsgarderobe zuerst in der Kirche gezeigt und am Nachmittag im Park („Aber die Sonne duldet kein Weißes, überall regt sich Bildung und Streben, alles will sie mit Farben beleben; doch an Blumen fehlts im Revier, sie nimmt geputzte Menschen dafür“).
Die Generation meiner Eltern kannten wohl Goethes Faust.
Apropos Faust. Der Dichter Johann Wolfgang von Goethe hat Faust und seinen Gehilfen Wagner bereits vor langer Zeit mittels seiner Poesie auf einen Osterspaziergang geschickt, um sie die Schönheit und das Erwachen der Natur spüren zu lassen.
„Der Osterspaziergang“ von Johann Wolfgang von Goethe ist Teil von Faust I und lässt den Protagonisten von einem „zwischenmenschlichen Miteinander“ sprechen.
Das Erwachen der Natur nach dem Winter und das „zwischenmenschliche Miteinander“ – zeitlos aktuelle Themen, oder?!