Nusret lebt bei seinen Großeltern in einem Dorf auf einem Berg. Außer ihnen sind alle Dorfbewohner vor dem Krieg geflohen. Die Häuser stehen leer. Auch Nusrets Eltern leben und arbeiten mittlerweile in einem anderen Land. In Deutschland. Nusret soll bald nachkommen, damit er die Schule besuchen kann.
Als die Zeit kommt, macht sich Nusret auf den Weg. Aber nicht alleine. Kuh muss mit. Sie soll mit ihm gemeinsam Lesen und Schreiben lernen, damit sie den Großeltern später die Post vorlesen kann.
Nusret ist glücklich, wieder bei seinen Eltern zu sein. Er ist ein guter Schüler. Kuh auch. Beide lernen fleißig Lesen und Schreiben. In den Ferien fahren alle gemeinsam zu den Großeltern ins Dorf auf dem Berg. Sie haben eine gute Zeit.
Nach den Ferien muss auch Nusret wieder zurück in seine neue Heimat. Nur Kuh bleibt zurück. Ihr ist es zu stressig in der Stadt. Kein Grün, keine Wiesen. Nein, hier oben ist es für Kuh sehr viel besser. Außerdem hat sie ständig Hufschmerzen. Von den Straßen. Und Heimweh. Nach den Großeltern.
Nusret findet, dass er und Kuh die richtige Entscheidung getroffen haben. Ab jetzt schreibt Nusret jeden Tag einen langen Brief an die Großeltern. Und Kuh liest ihn vor. So sind alle zufrieden.
Menschen, die ihre Heimat verlassen, um in einem anderen Land ein besseres Leben leben zu können, weil Krieg ihre Heimat zerstört hat, bringen oft allergrößte Opfer. Davon haben wir, die wir hier in Frieden und Freiheit leben, keine Vorstellung.
Bremen, 15. Februar 2016