Ich orientiere mich selten am Text der Bücher, die ich Euch empfehle. Hier mache ich das:
2011 ziehen sich die amerikanischen Truppen aus dem Irak zurück. Drei Jahre später, 2014, fällt die Stadt Mossul und Teile des nordwestlichen Irak in die Hände des IS, des sogenannten Islamischen Staates.
Nach einem weiteren Jahr blutiger Auseinandersetzungen zerstören Anhänger des IS die antiken Stätten von Nimrud. Diese beunruhigende Nachricht ging um die Welt. Wir alle kennen die Filme aus der Tagesschau dazu.
Spätestens mit dieser Zerstörung hat die Autorin beschlossen, ihre Kindheitserinnerungen mit „Mohnblumen aus dem Irak“ festzuhalten.
Brigitte Findakly ist die Tochter einer Französin und eines Irakers. In den 1960er Jahren ist sie in Mossul aufgewachsen. Gemeinsam mit dem Zeichner Lewis Trondheim gibt sie uns einen Einblick in ihre Zeit in Mossul.
Wir lernen einen Alltag kennen, der von kulturellen Missverständnissen ebenso geprägt war wie von Staatsstreichen und zusehends bedrohlicheren Militärregimes.
In den 1970er Jahren geht die Familie schließlich ins Exil nach Frankreich. Doch der Kontakt zu ihrer Verwandtschaft im Irak sollte auch danach niemals abreißen.
„Mohnblumen aus dem Irak“ ist ein Andenken an eine Region, die heute Zerstörung und Terror erleidet. Die Erzählung bewahrt die Erinnerungen eines kleinen Mädchens in einer Zeit, da die Geschichte des Irak hinweggebombt wird und seine Vergangenheit langsam zu verblassen droht.
„Mohnblumen aus dem Irak“ hat mich sehr berührt. Vielleicht geht es Euch ebenso und Ihr informiert Euch über die sehr beeindruckende Geschichte eines Landes, dessen Aufzeichnungen 4.500 vor Christus beginnen. In dieser Zeit entstand übrigens die Schrift und die Menschen erfanden das Rad und das Bier.
Bremen, 23. Juli 2017