Moby Dick wurde 1851 veröffentlicht. Als Herman Melville 40 Jahre später stirbt, ist das Buch nur den wenigsten Menschen ein Begriff. 1927 wird es von Wilhelm Strüver zum ersten Mal ins Deutsche übersetzt und erscheint unter der Herausgeberschaft von Thomas Mann.
Inzwischen ist der Roman zu einem Monument der Weltliteratur geworden. Er wurde in alle erdenklichen Sprachen übersetzt- Es existieren unendlich viele Interpretationen. Die wohl berühmteste Bearbeitung brachte John Huston 1956 mit Gregory Peck als Ahab und Orson Welles als Vater Mapple auf die Kinoleinwand.
2019 jährte sich der Geburtstag von Herman Melville zum 200. Mal. Warum sollte man als Geburtstagsgeschenk also den unzähligen Interpretationen noch eine weitere hinzufügen?
Nun – aus dem Grund, weil die Autoren den Eindruck haben, dass sich alles an Interpretationen auf Ahab und seine wahnsinnige Suche konzentrieren und damit am genauen Titel des Romans vorbei sehen: „Moby Dick oder Der Wal“.
Isaac Wens und Sylvain Venayres Geschichte von Moby Dick beginnt in Paris. Also – weder in Nantucket noch auf dem weiten Ozean. Erinnern wir uns daran, schreibt die Autorin, dass Herman Melville 1849, einige Wochen bevor er mit der Arbeit am Roman begann, in Paris weilte.
Moby Dick oder: Der Wal, der weltberühmte Roman von Herman Melville aus dem Jahre 1851, handelt nicht nur von Kapitän Ahabs Jagd nach dem riesigen weißen Pottwal, der einst sein Bein abriss und dem er Rache schwor. Neben der Erzählung der Reise seiner Hauptfigur taucht Melville in zahlreiche Exkurse über komplexe philosophische, gesellschaftliche oder auch mythologische Themen ab, wie den sozialen Status, das Gute und das Böse oder die Existenz von Gott.
Diese Graphic-Novel-Adaption verwebt die Geschichte rund um Moby Dick mit der Erzählung eines jungen Journalisten, der sich dem monumentalen Werk, seinem Autor und seinen komplexen Ansichten aus heutiger Sicht nähert.
Sag ich doch. Beeindruckend aus einer anderen Sicht erzählt.
Bremen, 4. Oktober 2020