Es war einmal ein Herrscher, der aß nur Weißbrot und Kaisersemmeln mit Zucker. Entsprechend war sein Leibesumfang. Zum Lachen komisch? Ja und nein. Denn Kaiser Linus I. würde sehr gerne seine angebetete Ilana heiraten. Die aber weigert sich, einen Fettwanst wie ihn zu ehelichen.
Und dann ist da noch der weiße Felsen. Hier leben Menschen in so etwas wie einer Strafkolonie. Warum? Sie alle haben etwas für Linus I. gekocht, was ihm nicht geschmeckt hat. Seit ein paar Jahren leben auch Micks Eltern auf dem weißen Felsen. Die Kinder der Gefangenen leben, so wie der 11-jährige Mick und seine kleine Schwester Lori sowie Pieke und Remo, auf der Insel Minelotte. Sie leben von dem, was sie aus dem Meer fischen und von dem, was die Insel ihnen bietet.
Kaiser Linus I. ist also ein übler Zeitgenosse, der sich nicht nur die Herrschaft über das Volk von Minelotte erschlichen hat. Er ist zudem hinterhältig und bösartig.
Linus ernährt sich, wie erwähnt, von Süßkram. Das müsste er gar nicht. Denn seine Vorratskammern sind voll mit den allerfeinsten Sachen. Und er hat einen riesigen Palastgarten, in dem unzählige Mangobäume stehen. Er selbst isst sie nicht, weil sie angeblich ungesund sind. Behauptet er. Das ist natürlich Quatsch.
Zur Zeit sind die Früchte reif und Mick hat große Lust, ein paar zu stehlen. Er ist ein guter Koch, seit er neun Jahre alt ist. Also. Gesagt. Getan.
Dumm nur, dass Soldaten Mangos auch mögen. Dumm außerdem, dass Mick unachtsam ist, geschnappt wird und dem Kaiser vor seine kaiserlichen Schweißfüße geschubst wird. Als Dieb erwartet ihn sicher ein Aufenthalt auf dem weißen Felsen.
Da würde er zwar seine Eltern wiedersehen, aber seine kleine Schwester und seine beiden besten Freunde könnte er von dort aus nicht beschützen. Um seine Freunde zu retten, schlägt er dem Kaiser etwas vor:
Er wird sieben Tage für ihn kochen. Wenn Linus etwas nicht schmeckt, geht Mick freiwillig auf den weißen Felsen. Wie das geht, weiß Mick. Man verfrachtet die Menschen auf ein Boot und bringt sie zum weißen Felsen. Die letzten Meter muss man dann schwimmen. Wäre für Mick kein Problem, würden sich nicht unzählige Haie auf Futter freuen.
Mick, der durch sein loses Mundwerk immer mal wieder in Bedrängnis kommt und jetzt auch noch mit Linus eine Abmachung getroffen hat, bei der er eigentlich nur verlieren kann, muss also um sein Leben kochen.
Mit jeder Mahlzeit übertrifft er sich, lässt sich weder von den Höflingen noch von Linus provozieren und übersteht wirklich diese sieben Tage. Das Volk von Minelotte ist begeistert und feiert ihn wie einen Helden.
Bleibt die Frage, ob der Fettwanst sein Versprechen halten wird.
Bremen, 22. Juli 2017