Da wären sie also. Vor der Klapse. Auf der Ostseeinsel Rügen. Mit all diesen Freaks! Ach – is gar keine Klapse?! Gibt gar keine Freaks? Haha! Fritzi könnte sich wahrlich Schöneres vorstellen, als den Sommer dieses Jahres in dieser „Einrichtung“ zu verbringen. Was soll sie hier? Schließlich hat sie keinen Knall. Sie wird nicht müde, ihre Eltern immer wieder darauf hinzuweisen. Hat nichts gebracht. Jetzt ist sie hier. Also alles zusammenkneifen und durch! Wird schon.
Nach dem Gespräch mit der Leitung des Psychiatrischen Zentrums für Jugendliche – wie die Einrichtung richtig heißt – wird sie den „Astronauten“ zugeteilt. Sehr schnell stellt sie fest, dass sich hier jeder seine eigene wunderbare Fassade gezimmert hat. So wie sie.
Da wären also Bastian, der sich als lässiger Underdog verkauft, dann ist da Sarah, die als kumpelige Träumerin durchgeht und Tim, der am lautesten schreit, dass er als der coolste aller Sportler hier auf gar keinen Fall hingehört und schließlich Fritzi selbst, die sich mit frechen Sprüchen gegen alles wehrt, was Nähe auch nur ähnlich sieht.
Tja. Das verspricht jede Menge Sprengstoff. Denn jeder von ihnen muss seine Maskerade aufgeben, sich öffnen, um mit dem fertig zu werden, was jedem von ihnen das Leben in der sogenannten „normalen Gesellschaft“ erschwert beziehungsweise unmöglich macht.
Bastian ist 16 und war schon ein Mal hier. Ihn quälen Dämonen, die sich ungefragt in sein Leben einmischen, denen er sich stellen will.
Tim ist 17, zeigt Waschbrettbauch, sieht umwerfend aus und teilt sich das Zimmer mit Bastian.
Sarah ist 15, spielte Theater in einer AG, kennt sich mit allem aus, was mit Segeln zu tun hat. Sie teilt sich mit Fritzi ein Zimmer.
Und Fritzi. Sie ist 16, liest unglaublich gerne und bekämpft seit dem Scheidungskrieg ihrer Eltern eine Angstneurose. Weil sie das alleine nicht schafft, soll sie hier Hilfe annehmen.
Dieser Sommer wird das Leben von jedem von ihnen verändern.
Ich habe beim Lesen mit den jungen Leuten gelitten, sehr gelacht, geweint und sie schlussendlich für ihren unendlichen Mut bewundert, den jeder für sich irgendwann gezeigt hat, Nähe zuzulassen, Lebenssituationen ohne Zorn anzunehmen, sich endlich so zu zeigen, wie man ist – und Zuneigung und Liebe zu fühlen und zuzulassen.
Ein wunderbares Buch! Ihr werdet es lieben.
Bremen, 29. April 2018