Habt Ihr das auch schon mal erlebt? Ihr seid traurig und wollt unbedingt, dass Euch jemand in den Arm nimmt, um Euch zu trösten?!
Ja? Jeder von uns hat so etwas schon erlebt. Glaubt mir. Man sagt, ganze Familien nehmen sich niemals in den Arm. Warum? Sie sagen, das sei Quatsch und entspräche nicht ihrem Stand in der Gesellschaft. Jedenfalls nicht in der Öffentlichkeit. Wer schreibt denen denn solch einen Quatsch vor? Ach ja. Die Etikette. Ich lach mich schlapp.
Aber ernsthaft. Auch die Erwachsenen wissen, wie das ist, nicht in den Arm genommen zu werden. Nicht nur Kinder. Sogar Kakteen. Die mit den Stacheln.
Hier ist die Geschichte von Felipe.
Felipe entspringt einer vornehmen Kakteen-Familie, die sich stets mit gebührendem Abstand begegnet. Felipe muss lernen, sich seinem Stand entsprechend zu verhalten, damit andere irgendwann zu ihm aufschauen. Mit Bewunderung. Aha.
Felipe kann das nicht nachvollziehen und denkt, dass seiner Familie ganz sicher die falschen Dinge wichtig sind. Er ist noch klein und will nichts anderes, als dass man ihn ab und zu in den Arm nimmt. Ich kann ihm das nicht verübeln. Wirklich nicht.
Eines Tages macht Felipe eine Bekanntschaft. Etwas Großes schwebt über ihm. Etwas Gelbes. Als sie sich näher kommen, geschieht es. Das große Gelbe platzt. Die Empörung ist riesig. Felipe bleibt nur, sich eine andere Familie zu suchen.
Was denkt Ihr? Niemand will einen Kaktus mit derart schrecklichen Stacheln in seiner Familie dulden?
Doch.
Bremen, 25. Februar 2019