Wenn jemand einen Hund hat, der nicht gehorcht, geht man mit ihm in die Hundeschule und alles wird gut. Wenn jemand jedoch eine Katze hat, die sich in vielen Dingen ausgesprochen merkwürdig verhält, gibt es, soweit ich weiß, keine Katzenschule für ängstliche Schnurrmaschinen.
Diese Marktlücke hat Henriette jetzt geschlossen. Sie hat ein Heim für schüchterne und ängstliche Schnurrer gegründet. Hier lernt die Katze, wie man auf einen Baum klettert, wie man faucht, einen Buckel macht und sich anschließend blitzschnell irgendwo versteckt, weil man sich gerade zu Tode erschrocken hat.
Was soll ich Euch sagen: Kaum ist das Heim für Katzen eröffnet, geben Zweibeiner aus der ganzen Gegend ihre Schnurrmäuse bei Henriette ab.
Habt Ihr vielleicht eine solche Katze? Wenn ja, dann nichts wie hin zu Henriette. Sie gibt täglich Unterricht in allem, was man als Katze können muss. Und das ist, wie wir wissen, eine Menge. Im großen und ganzen lernen die Heiminsassen auch recht schnell. Nur Krümel ist und bleibt eine harte Nuss. Er ist so ängstlich, dass er sich vor sich selbst erschrecken würde, würde er in den Spiegel sehen.
Als eines Tages die Milch knapp wird, macht sich Henriette mit zwei Milcheimern auf den Weg zum Bauern. Auf dem Rückweg passt sie für einen winzigen Augenblick nicht auf und stolpert über eine Baumwurzel. Der Knöchel schmerzt schrecklich und sie hat keine Ahnung, wer sie aus dieser Situation befreien könnte.
Zugegeben dauert es ein bisschen, bis die kleinen Katzenschüler sich zusammenraufen und sich auf den Weg machen. Aber dann! Henriette würde sagen: Sie waren mutig wie Löwen.
Bremen, 10. Februar 2016