buchcover "Glaube niemals einem Raben" von Brigitte Endres

Glaube niemals einem Raben

von Brigitte Endres
aracari Verlag
2022, 32 Seiten
Altersempfehlung: ab 5 Jahren
Preis: 14,00 Euro

Das Thema „Fake News“ ist jetzt auch im Bilderbuch angekommen. Gut so.

Im Wald ist alles prima. Friede, Freude, Eier und so weiter. Bis sich eines Tages aus dem Nichts ein Schwarm Raben auf genau dem Baum niederlässt, wo das Eichhörnchen genussvoll an einer Eichel knabbert. Was die wohl wollen? Immerhin haben Okrah (der Anführer) und seine Bande Waldverbot. Warum? Naja, sie stiften Unruhe und stehlen den kleineren Vögeln die Eier aus ihren Nestern.

Der Rabenbande scheint das völlig egal zu sein. Denn sie führen etwas im Schilde, wie meine Oma das formulieren würde. Auch die Drohung, den Bären über ihren „Besuch“ zu informieren, bringt sie nicht ein bisschen aus der Fassung.

Dann lassen sie die Katze aus dem Sack: Angeblich wissen sie etwas, was selbst der Bär, der Beschützer des Waldes, nicht weiß. Und das wäre? ES.

Wer oder was ist ES? wollen die Tiere des Waldes wissen. „ES frisst alles, was sich bewegt“. Mit dieser – sagen wir mal – Information erheben sie sich in die Lüfte und sind erst mal weg.

Leute, im Wald ist es wie mit den Menschen. Die Information ist in der Welt und wird – so schnell kann niemand denken – verbreitet. Resultat: Angst. Was tun? Der große Bär weiß sicher Rat. Also nix wie hin.

Der große Bär hört folgende Information: Okrah, der Chef der Rabenbande, habe sie – die Waldtiere – vor dem ES gewarnt, das alles fressen würde, was sich bewegt. Weiß der große Bär Rat? Nein.

Aber – auch im Wald ist Abstimmen eine demokratische Möglichkeit.

Vorschlag 1) Verstecken.
Vorschlag 2) ES frisst alles, was sich bewegt. Ergebnis: Alles was Beine oder Flügel hat, versteckt sich.

Wirklich?

Nein. Der Fuchs versteckt sich nicht. Er sagt, er habe keine Angst und würde sich schon gar nicht verstecken. Tja, die Tiere sind nicht besser als wir Menschen. Denn auch im Wald herrscht bald Streit ohne Ende: Die, die Hunger hatten und sich auf Nahrungssuche schlichen, wurden von denen beschimpft, die sich versteckt hatten. Alles wie im richtigen Leben, oder?

Genau das war das Zeichen für Okrah und seine Rabenbande. Sie kamen zurück, boten an, ES zu vertreiben. Allerdings stellte er Bedingungen. Welche?

Die Tiere des Waldes sollten ihn, Okrah, zum Anführer wählen. Sollte der weise Bär zurücktreten? Der einzige, der widersprach, war der Fuchs. Der Rest des Waldes schwieg. Aus Angst? Weil sie dumm sind? Weil sie nicht richtig nachdenken, bevor sie einen wie Okrah zum Anführer machen, der sie ausbeuten und sie bedrohen würde? Ja. Genau das taten sie.

Die Raben „hielten Wort“. Sie vertrieben ES. Und Okrah hielt eine große Rede an der großen Eiche, forderte, seine Bedingungen zu akzeptieren. Welche?

Alle Tiere sollten von ihrer Nahrung die Bande mit ernähren. Den Rest verschweige ich hier mal. Diese Verbrecher. Also gut. Wenn ihr nicht wollt, dann kommt ES halt zurück. Mit den angekündigten Konsequenzen. Basta. Und jetzt?

Wie bei uns Menschen, gibt es auch im Tierreich Tiere mit Gehirn, die Sachen hinterfragen. Hier sind es der weise Bär, der Dachs und der Fuchs. Sie stellten den Tieren die alles entscheidende Frage: „Was, wenn die Raben lügen?“

Zugegeben, es dauert ein wenig – aber dann machen sich bei immer mehr Tieren Zweifel breit. „Der Bär hat recht. Und eigentlich habe ich den Raben nie so richtig geglaubt.“ Wirklich?

Die schweigende Mehrheit hat es ja immer schon gewusst. Das Ende ist wirklich gut. Okrah und seine Rabenbande verlassen fluchtartig den Wald. Und Ruhe ist.

Das Beispiel mit den Tieren hilft Euch vielleicht, gezielte Lügen von der Wahrheit unterscheiden zu lernen. Wie? Indem man sich bei seriösen Medien informiert.

Denn – auch viele von uns Erwachsenen gehen jeden Tag falschen Nachrichten auf den Leim. Dagegen hilft nur „Nachdenken“, „Hinterfragen“. Jeder hat die Möglichkeit, sich bei seriösen Medien zu informieren. Und das sage ich nicht, weil ich einen großen Teil meines Lebens eine Radiofrau gewesen bin. Selbst nachdenken oder das Hinterfragen von Informationen ist anstrengend und braucht manchmal Zeit.

Ich empfehle dieses Bilderbuch all jenen Erwachsenen, die Fake News von seriösen Nachrichten nicht unterscheiden können oder wollen. Vielleicht hilft es ja.

Bremen, 29. März 2022