Glaubt mir. Das hier ist eine „gans“ wahre Geschichte. „Gans“ ehrlich. Sie geht so:
Das Leben auf ihrer kleinen feinen Insel könnte für ein paar Enten und ein paar Gänse schöner nicht sein. Wären da nur nicht all die anderen Tiere, die ständig über die Teichbrücke auf den Bauernhof kommen.
Genervt beschließen Enten und Gänse: Die Brücke muss weg! Wenn sie unter sich sind, wird bestimmt alles besser. Wenn ihr dummes Federvieh euch da mal nicht täuscht. Da habt ihr etwas nicht zu Ende gedacht, blöd wie ihr seid.
Aber egal. Das Vorhaben wird in die Tat umgesetzt.
So bleiben die einen auf der einen Seite und die anderen auf der anderen. Alles prima.
Bis mitten im Winter plötzlich ein Rudel hungriger Wölfe in Sichtweite ihrer Insel steht und von einem reich gedeckten Tisch mit Gänse- und Entenbraten träumt.
Große Not beim egoistischen Federvieh.
Ach was! Da wäre ich jetzt nicht drauf gekommen. Ihr vielleicht?! Wölfe sind schlaue Jäger. Natürlich haben sie einen Plan. Anders als das Federvieh.
Im Schutz der Dunkelheit schwimmen die Wölfe zur Insel.
Was bleibt Enten und Gänsen übrig, als um Hilfe zu schnattern, so laut sie nur können, um ihre Insel, ihre Scheune, ihr Leben zu retten.
Plötzlich großes, Ohren betäubendes Geschrei von der anderen Seite des Wasser.
All die Tiere auf der anderen Seite des Wassers befinden sich am Ufer und helfen schreiend, die Wölfe zu vertreiben. Der gedeckte Tisch hat sich vor den Augen der Wölfe gerade in Luft aufgelöst. Also nichts wie weg hier.
Gut gemacht.
Liebe Enten, liebe Gänse, das nennt man Solidarität.
Das Ergebnis der Nacht: Scheune kaputt. Wiese zertrampelt. Gänse-Insel quasi zerstört. Bauen wir alles wieder auf. Gute Idee, ihr Enten und Gänse. Alleine?
So ganz haben sie es dann doch nicht verlernt. Mit vereinten Kräften werden Holz und Zubehör gesucht und besorgt und eine neue Brücke gebaut. Was für ein Glück.
Dann wird gefeiert.
Bremen, 28. November 2020