Darf ich vorstellen: Franz-Ferdinand. Zugegeben, der Name ist relativ altmodisch. Aber seiner Mutter war vor 42 Jahren nichts besseres eingefallen.
Dick und fett ist er.
42 Jahre alt ist er.
Mit seinem Felsen quasi verwachsen ist er.
Bewegungsfaul ist er.
Tja. Was macht man mit all den Sachen, die einen auszeichnen? Man schaut den tanzenden Flamingos der weltweit angesehenen Ballett-Schule unter der Leitung von Madame Flamängo zu, die etwas in die Jahre gekommen scheint. Aber egal. Franz-Ferdinand gefällt es. Und er hat eine Idee.
Er nimmt allen Walross-Mut zusammen und rutscht aufs Eis in Richtung Madame Flamängo. Versucht, sie zu überreden, ihn der Flamingo-Truppe beitreten zu dürfen.
Da kann selbst Madame Flamängo kaum die Haltung bewahren. Allerdings bewundert sie seinen Mut und sagt ihm eine Schnupperstunde zu. Einzige Bedingung: So wie er ist, kann er nicht kommen. Er braucht ein Ballettröckchen.
Franz-Ferdinand überlegt kurz, schwimmt zum Plastikmüllteppich, den es ja mittlerweile in allen Meeren gibt – also auch vor Grönland – und kleidet sich entsprechend ein.
Sein Tutu war nun wirklich keine Augenweide – aber es verdeckt die pikanten Stellen fast perfekt.
Was soll ich sagen – Franz-Ferdinand ist der perfekte Ballett-Tänzer. Schließlich hat er sehr lange Zeit zugeschaut und sich alles gemerkt. Wäre er nicht dick und fett und Franz-Ferdinand eben, würde er im Ballett nicht auffallen. Unfassbar.
Und Madame Flamängo ist augenblicklich unsterblich verliebt ins Walross.
Die Flamingo Tänzerinnen sind allerdings weniger tolerant und verlassen Madame Flamängo. Sollen sie doch tanzen, wo sie wollen, oder?!
Franz-Ferdinand und seine Madame Flamängo – die er ab jetzt Amélie nennen darf, werden ein Paar und gründen eine Walross-Ballettschule. Glaubt Ihr nicht?
Stimmt aber. Seht Euch das Bilderbuch an und glaubt fest an Euch. Denn auch, wenn Ihr nicht perfekt seid, könnt Ihr tanzen. So wie Franz-Ferdinand.
Bremen, 23. Oktober 2021