Das ist eine wunderschöne Lebensgeschichte von einer blauen Ente, einem blauen Teich und einem Krokodil.

Beide lernen sich kennen, als das Krokodil, noch sehr sehr klein, auf einem Felsen saß und nach seiner Mama weinte.

Die blaue Ente Lilia schwimmt auf den Felsen mit dem kleinen weinenden Krokodilkind zu, schwimmt mit ihm an Land und kuschelt es in ihre Federn. Das Krokodilkind beruhigt sich und schläft ein.

Lilia wartet sehr lange auf die Mutter ihres kleinen Schützlings. Aber niemand kommt. Mit der Zeit glaubt das kleine Krokodil tatsächlich, dass Lilia die Mama ist. Beide bleiben zusammen.

Lilia kümmert sich, so gut sie das kann, beschützt ihren Schützling vor Gefahren und bringt ihm alles bei, was es wissen muss. Das Glück war vollkommen.

Es kommt, wie es immer ist – was klein ist, wird groß. Auch das Krokodilkind wird erwachsen. Alles bleibt wie es ist. Gut. Glücklich.

Bis die blaue Ente eines Tages ihre Gedanken verliert.

Manchmal sitzt sie einfach nur da und weint, dann erkennt sie ihren Schützling nicht sofort, an einem anderen Tag schreit sie vor Angst, wenn sich das Krokodil ihr nähert. Aber das Krokodil versteht, was mit seiner Entenmama los ist und versucht, damit umzugehen.

Immer wieder bringt er sie zum blauen Teich, wo sie sich vor langer Zeit getroffen haben. Dann erinnert sich die blaue Ente an den Duft des Windes und des Wassers und sie ist beruhigt. Das Krokodil kümmert sich liebevoll um die blaue Entenmama.

Ab jetzt passt das Krokodil auf die blaue Ente auf und verspricht ihr: Ich bin immer für dich da. Bedingungslos.

Es passiert, dass Lebewesen mit der Zeit ihre Gedanken und Erinnerungen verlieren. Dann brauchen sie andere Lebewesen, die sich kümmern. Mit Liebe, Fürsorge und viel Geduld.

Bremen, 12. September 2021