Alte Bauernregel: Jeder muss im Leben seinen Platz finden. Schlimm genug, wenn nach einem Schulwechsel diese „Findung“ bereits im Schulbus los geht. Hier kennt man sich schon lange. Hier macht keiner Platz. Hier sitzt jeder, wo er immer schon sitzt. Die Coolen hinten, die Uncoolen woanders.
Steigt jemand Neues zu, gerät die Ordnung durcheinander. Ist dieser Jemand auch noch weiblich, ein bisschen pummelig, zieht sich ziemlich schräg an, hat eine riesige rote Lockenmähne, schmückt sich mit Schlipsen und spricht nicht, wird es problematisch.
Wo soll die denn bitte sitzen? Setz dich, wohin du willst, aber nicht zu mir! Klar soweit?!
Eleanor hat schon vor ihrem ersten Tag an der neuen Schule die Nase gestrichen voll. Zuhause herrscht Stress. Ihre Eltern haben sich getrennt. Es gibt einen neuen versoffenen, autoritären Stiefvater. Mutter und Geschwister finden sich damit ab. Elearnor hat das auf gar keinen Fall vor.
Sie hat immer noch keinen Platz im Bus. Also bleibt sie stehen. Weil der Busfahrer mault, macht einer der Jungs widerwillig Platz.
Eleanor und Park, so heißt der Typ, ignorieren sich gekonnt. Jeder hat seine Gründe. Park liest Comics oder hört Musik, Eleanor will nichts als ihre Ruhe. Das ändert sich sehr langsam, sehr behutsam.
Mit der Zeit tauscht man ohne viel Worte Comics und Musik, geht leise auf den anderen zu. Kommt ihm näher. Berührt ihn. Erst versehentlich, erschrocken, vorsichtig. Dann bewusst. Lernt ihn kennen, beginnt, ihn zu verstehen, ihn zu mögen, sich in ihn zu verlieben. Verlieben? Kann das sein? Würde sich dieser gut aussehende Park in diese schräge pummelige Neue verlieben? Natürlich nicht. Nicht öffentlich. Nicht für jeden sichtbar. Es passiert trotzdem. Und zwar mit einer so intensiven Wucht, dass man sie beim Lesen spüren kann.
Die Romanfiguren sind so ungewöhnlich faszinierend, wie ihre Entstehung, ihr Umfeld, die Familien und vor allem sie selbst es geschehen lassen. Manche Passagen habe ich schneller gelesen als andere, weil ich das Gefühl hatte, zu stören.
„Eleanor & Park“ wünsche ich viele junge LeserInnen, die Frühling und Sommer nutzen, um sich unsterblich zu verlieben!!
Bremen, 4. März 2015