Ich gebe es zu. Ich sage es laut: Die Advents- und Weihnachtszeit ist für mich die allerschönste Zeit des Jahres. Auch deshalb, weil es so viele Weihnachtsfilme gibt, die man sich „alle Jahre wieder“ ansieht. Egal, ob ich sie Satz für Satz mitsprechen kann oder nicht. Ich sehe sie mir (fast) alle an. Und komischerweise sind immer Kinder dabei. Woran das wohl liegen mag!? Vielleicht an der Magie, die diese Zeit auf die Menschen ausübt, sie für eine kurze Zeit ein wenig netter, menschlicher, mitfühlender macht? Oder daran, dass man sich alle Jahre wieder wünscht, dass all die Scrooges dieser Erde endlich zur Vernunft kommen und miteinander reden, statt sich gegenseitig die Befehle zum Töten zu geben? Aber ich befürchte, da braucht es mehr als drei Geister und es braucht mehr als eine Nacht. Das werden wir wohl nicht schaffen.
Vor ein paar Tagen hat das Fernsehen Disney’s Weihnachtsgeschichte gesendet. Und ich hab sie mir angesehen.
Scrooge, dieses Scheusal! Was sagt er noch? Ach ja: „Wenn es nach mir ginge, würde man jeden Idioten, der sein „fröhliche Weihnachten“ herumposaunt, mit seinem eigenen Weihnachtspudding kochen, ihm einen Stechpalmenzweig ins Herz spießen und ihn begraben. Jawohl!“
Am Ende der Geschichte heißt es: „Man sagte ihm nach, dass er besser als jeder andere wisse, wie man richtig Weihnachten feiere.“ Dazwischen wird das Scheusal von den drei ausgesprochen sympathischen Geistern ganz schön durch die Lebensmangel geschleudert. Das hat er verdient? Das hat er verdient!
Aber was wisst Ihr über Charles Dickens?
Charles Dickens hat von 1812 bis 1870 in England gelebt. In Portsmouth ist er geboren worden. Seine Eltern waren arm. Er hat als Journalist gearbeitet und später Romane geschrieben. Nach dem Roman „Die Pickwicker“ war er der bedeutendste Schriftsteller Englands. Für die Rechte der Armen hat er sich damals schon stark gemacht.
Die Geschichte „Oliver Twist“ hat er geschrieben, um seine Mitmenschen darauf hinzuweisen, dass es mit Englands Gesellschaft der Klassen- und Rassenunterschiede der damaligen Zeit nicht zum Besten stand. Es war also nicht nur ein Unterhaltungsroman, sondern durchaus zeitkritisch. Ob die Menschen das damals verstanden haben, weiß ich nicht. Jeder Leser hat seine Geschichten wohl für sich persönlich gedeutet oder sie einfach nur gelesen und geliebt.
Und auch die „Weihnachtsgeschichte“ schrieb Charles Dickens auf, weil es ihm wichtig war, auf die miserablen Arbeitsbedingungen in englischen Fabriken aufmerksam zu machen.
Kritische Schriftsteller hat es also immer schon gegeben. Es gibt sie bis heute.
Umrahmt und vervollständigt hat die Geschichte von Charles Dickens der Illustrator Robert Ingpen, der aus Australien stammt und Illustration studiert hat. 1986 hat man ihn mit dem Hans-Christian-Andersen-Preis für seine Verdienste um die Kinderliteratur geehrt. Ach ja. Das Buch gibt Euch zusätzlich noch die Geschichte über einen Weihnachtsbaum.
Genießt die Weihnachtszeit, Eure Familien und Freunde und habt zusammen eine gute Zeit. Was sagt der kleine Timmy am Schluss der Geschichte: „Gott segne uns alle“.
Bremen, 11. Dezember 2017