Es ist lange her, da lebten die Menschen mit den Mythen und Sagen längst vergangener Tage. Sie glaubten noch an magische Wesen, an die Macht geheimnisvoller Zauberer und hatten Erfurcht vor mächtigen Kaisern, die in riesigen Reichen unbeugsam herrschten.
Die 18-jährige Maia, Tochter des Schneiders, lebt mit ihrem Baba und den drei Brüdern in dieser Zeit. Maia ist wild, aber auch sehr klug. Seit geraumer Zeit hilft sie ihrem Vater bereits beim Nähen, Flicken und Sticken. Die Augen ihres Baba sind müde geworden. Einst war er der beste Schneider weit und breit. Natürlich hat er wie jeder stolze Vater daran geglaubt, das einmal einer seiner Söhne die Werkstatt übernimmt, doch keiner hat das nötige Talent noch die Lust dazu.
Maia ist sehr geschickt mit Nadel und Faden und wäre sie keine Frau, könnte sie das Geschäft sofort übernehmen. Allerdings ist es für Frauen von jeher verboten, als Meister eines Handwerks einen Laden zu führen. Trotzdem träumt sie davon, einmal die beste und berühmteste Schneiderin des ganzen Landes zu werden.
Die Geschäfte laufen mittlerweile schlecht, doch der Ruf ihres Vaters ist noch immer gut. Und so steht eines Tages der kaiserliche Bote in der Werkstatt und lädt ihren Vater zu einem Wettbewerb an den Hof. Der Sieger soll der neue kaiserliche Hofschneider werden.
Maia fasst einen gewagten Entschluss. Verkleidet als junger Mann will sie anstelle ihres Vaters an den Hof, um am Wettbewerb teilzunehmen. Ihr Baba versucht mit allen Mitteln zu verhindern, dass sie geht. Schließlich willigt er doch ein. Nicht aber ohne seiner einzigen Tochter eine Schere mitzugeben. Ein Familienerbstück, welches ihr bei ihrer Aufgabe gute Dienste erweisen würde.
Die junge Frau muss sehr vorsichtig sein, denn keiner darf hinter ihr Geheimnis kommen. Sollte ihre Maskerade auffliegen, bedeutet das den sicheren Tod für sie.
Jeden Tag erhalten Maia und ihre elf Mitstreiter eine herausvordernde Aufgabe. Die anderen Schneider sind alle Meister ihres Faches. Sie haben Erfahrung und Ehrgeiz und lassen nichts unversucht um ihre Rivalen aus dem Feld zu räumen.
Obwohl Maia am Verzweifeln ist und nicht weiß, wie sie schon die erste Herausforderung überstehen soll, bekommt sie von ungeahnter Seite Hilfe. Die Schere ihres Vaters schneidet und werkelt wie von Zauberhand und am Ende der Nacht hat Maia ihre Aufgabe erfüllt.
Es gelingt ihr sich gegen die geschicktesten Schneider des ganzen Landes durchzusetzen. Mit Hilfe ihres klugen Kopfes und der geheimnisvollen Schere ihres Vaters gewinnt sie den Wettbewerb und wird zum kaiserlicher Hofschneider ernannt.
Als dieser muss sie für die Braut des Kaisers eine schier unmöglich zu erfüllende Aufgabe lösen. Zur Hochzeit will Lady Sarnai drei Kleider tragen. Ein Kleid gewoben aus dem Lachen der Sonne, das zweite bestickt mit den Tränen des Mondes und das letzte bemalt mit dem Blut der Sterne.
Gemeinsam mit dem geheimnisvollen Magier Edan begibt sich Maia auf die Suche nach diesen besonderen Materialien, um die Kleider der Göttin Amana zu schneidern. Doch es wird eine gefährliche Reise und Maia verliert dabei weit mehr als nur ihr Herz.
Bremen, 31. Oktober 2020