Es war ein Morgen wie jeder andere und doch sollte es ein ganz besonderer Tag für Jonas Nichts werden. Aber das ahnte er noch nicht, als er über den gefrorenen Boden Richtung Stall lief um die Schweine zu füttern.
Gegen Mittag – die Sonne hatte den Boden ein wenig angetaut, fuhr eine glänzend schwarz lackierte Kutsche in den Hof des Gasthauses. Eine elegante Kutsche, mit zwei wunderschön geschwungenen Laternen links und rechts. Ihr entstieg ein kleiner Mann mit kugelrundem Bauch, einem großen Zylinder auf dem Kopf und vornehmen Knöpfstiefeln.
„Gestatten, mein Name ist Peregrin Aber, Advokat“. Was ein Advokat war, wusste Jonas schon, aber was dieser hier auf dem Brandschen Gasthof zu suchen hatte, wollte ihm nicht im geringsten einfallen.
Jonas war schon fast sein ganzes Leben beim Gastwirt Brand. Fast, denn es gab eine merkwürdige Geschichte um seinen Namen und seine Herkunft. Er konnte gar nicht genug bekommen, von dieser Geschichte und der Zettel, auf dem sein Name stand – Jonas Nichts – war mittlerweile schon so zerknittert und abgegriffen, dass die Buchstaben langsam zu verblassen schienen.
Ein Mann hatte ihn abgegeben – ja, Ihr habt richtig gelesen, einfach abgegeben – und den Gastwirt beauftragt auf ihn aufzupassen. Sein Name Jonas. Und weiter? Nichts! Wie Nichts? Also Jonas Nichts?!
Dieser Tag, der so gewöhnlich angefangen hatte begann nun rasant zu einem ungewöhnlichen Tag zu werden, denn Peregrin Aber war nur deshalb mit der Kutsche gekommen um ihn – Jonas Nichts – abzuholen und zu seinem neuen Herrenhaus Wunderlich zu bringen. Die Hausherrin war just verstorben und ihr Erbe sollte der junge Jonas antreten.
Allerdings nur unter gewissen Bedingungen. Und natürlich ist Erben an sich nicht einfach. Vor allem nicht, wenn im neuen wundersamen Haus Wunderlich die äußerst unliebenswürdige Schwester der Verstorbenen namens Alma wohnt und einen furchtbar unangenehmen Pfarrer namens Irmingast an ihrer Seite hätte.
Schon bald muss Jonas um sein Leben fürchten. Er entgeht nur knapp einem Anschlag auf sein Leben und als er sich in seiner größten Not in einem Schrank verstecken will, entdeckt er den Weg in eine andere Welt.
Dort trifft er auf Ole Mond, einen Jungen in seinem Alter, der ihn mitnimmt auf eine abenteuerliche Reise. Doch auch hier, in Kanaria, begibt sich Jonas in Gefahr. Die herzlose Kaiserin versucht das ganze Land mit seinen seltsamen Bewohnern und Fabelwesen zu beherrschen und der Herrscher über die Flüsterstadt verfolgt auch ein ganz bestimmtes grausames Ziel.
Mit Ole trifft er auf Wichte und Faune, auf Soldaten und Prinzen und auf eine alte Prophezeiung in der es um einen Jungen geht, der dem Land seinen Frieden zurückbringen soll.
Könnt Ihr Euch vielleicht denken, wer dieser Junge ist? Ja?
Ihr wisst es, ich weiß es, nur Ole und Jonas wissen es nicht – jedenfalls noch nicht.
Denn eine Geschichte wird erst dann wahr, wenn man sie liest. Das wissen wir alle!
Bremen, 13. März 2018