Niemand von uns kann sich auch nur ansatzweise vorstellen, welche Verbrechen Regierungen auch in diesen Zeiten an Ureinwohnern begehen, die keiner nachvollziehen kann, der über ausreichend Hirnmasse verfügt.
Die Geschichte der Menschen in diesem Roman schmerzt so sehr beim Lesen und ist trotz allem poetisch und sehr menschlich. Bleibt mir, die Hoffnung aufzuschreiben, dass diese Geschichte junge Leute wie Euch zum Nachdenken bringt.
Darum geht es: Eine zerstörte Welt, die eine Klimakatastrophe zurück lässt, mag ich mir nicht vorstellen. Denn die Menschen werden sich mit dieser Katastrophe stark verändern. Mit der Klimakatastrophe haben die Menschen verloren, zu träumen. Das lässt sie hart und unmenschlich werden. Und sie werden daran sterben. Genau das versucht die Regierung zu verhindern, in
dem sie die Ureinwohner aufzuspüren versucht, um ihnen ihre Träume zu stehlen, um den Rest der Bevölkerung zu retten.
Es stimmt. Die Ureinwohner Kanadas haben diese Gabe nicht verloren. Und die Regierung jagt sie gnadenlos.Frenchie ist 16 Jahre alt und gehört zu denen, die auf diese Weise ihre Familie verloren haben. Er muss sein Zuhause verlassen und begibt sich auf eine Flucht ins Ungewisse.
Auf seiner Flucht findet er Gleichgesinnte. Es sind Menschen, die seine Gabe teilen. Sie nehmen ihn bei sich auf. Frenchie und seine neuen Freunde kämpfen in den undurchdringlichen Wäldern im Norden Kanadas ums Überleben. Und gegen Menschen, die versuchen, sich ihr Vertrauen zu erschleichen und so die Träumer an die Regierung verraten wollen. Denn die neue Regierung schreckt vor nichts zurück. Ihre willigen Helfer sind mit brutalen Methoden oft in der Lage, die Ureinwohner aufzuspüren, um ihnen ihre Träume zu stehlen. Dafür ist ihnen jedes Mittel recht. Es sei denn, man versteckt sich vor ihnen und kann fliehen, sollten sie auftauchen.
Auf der gemeinsamen Flucht erlebt Frenchie Höhen und Tiefen und lernt, dass er selbst, die rebellische Rose, der weise Miigwans und die kleine RiRi mehr voraus haben, als nur ihre Gabe, träumen zu können: Sie haben Freundschaft, die Weisheit ihrer Ahnen und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft auf ihrer Seite.
Doch als das Leben des Menschen, den Frenchie am meisten liebt, in Gefahr ist, trifft er eine Entscheidung, die alles verändert. Er ist so sehr davon überzeugt, dass die Macht ihrer Geschichten und das Wissen ihrer Ahnen ihn und alle anderen schützen werden.
Ich habe so sehr mit der Geschichte dieser Menschen gezittert und warte ungeduldig auf ihre Fortsetzung.
„Wenn man einen Menschen oder ein Volk töten will, muss man nur seine Träume zerstören, so wie die Weißen es mit den Indianern machen: Ihre Träume, ihre Magie, ihre Schutzgeister töten.“ Gesagt hat das William S. Burroughs.
Bremen, 10. Juni 2020