Eine Motte ist eine Motte ist eine Motte.
Kein Schmetterling.
Soviel steht fest.
Menschen machen ja die verrücktesten Sachen, um anders zu sein. Also schöner oder schlanker. Aber hier handelt es sich ja nicht um einen Menschen, sondern um eine kleine Motte.
Sie will also ein Schmetterling sein.
Das wird schwierig.
Da werden keine Schönheitsoperationen helfen.
Da wird, wenn das gelingen soll, eine komplette Veränderung erforderlich:
1. Die Flügel müssen bunt werden. Egal wie.
2. Blütennektar sollte ab sofort ihre Lieblingsspeise sein.
3. Am Flugstil muss dringend gearbeitet werden.
So. Das sind die Vorgaben für die komplette Änderung der Mottenpersönlichkeit.
1. Bunte Flügel? Naja.
2. Von Blütennektar wird ihr schlecht.
Und Lavendel verwenden die Menschen in ihren Schränken, um Motten wir sie loszuwerden.
Geht also gar nicht.
3. Elegant können Motten nicht.
Sie fliegt auf ihren Lieblingsast und kuschelt sich in diese alte muffeligen Wollsocke, die sie so liebt und denkt nach.
Das Nachdenken wird kreischend unterbrochen von etwas, das wie aus dem Nichts vom Himmel plumpst und sich als Blaumeise vorstellt. Wenn das eine Blaumeise ist, bin ich ein Adler, denkt die Motte amüsiert.
Man kommt ins Gespräch. Dabei stellt sich heraus, dass die Blaumeise eigentlich eine kleine Fledermaus ist, die aber eigentlich nichts lieber als eine Blaumeise sein würde. Aha. Noch so eine, die davon träumt, anders zu sein.
Und sie finden heraus:
Schönheit ist relativ.
Gesang auch.
Wir sind, was wir sind und wie wir sind.
Ab jetzt sind wir Freunde.
Geht doch.
Bremen, 23. März 2020