Ich bin ja im Rheinland geboren und schon deshalb mit den sagenumwobenen Heinzelmännchen von Köln in Berührung gekommen. Lacht nicht.
Gesehen habe ich sie nie. Wusste ich doch, dass sie nur nachts kommen, ihren Job machen und verschwinden. Wer schlau genug war, hat sich über die Hilfe gefreut und nicht weiter darüber gesprochen. Ich auch nicht. So hatte ich sehr lange etwas von dieser wunderbaren Hilfe. So wie die Handwerker in der Geschichte.
Aber – wie es so ist. Es gibt in jedem Leben einen männlichen oder weiblichen Dummkopf. In diesem Falle ist es die etwas dümmliche neugierige Frau des Schneiders, die glaubt, dass sie oberschlau ist. Sie will unbedingt wissen, wer nachts all diese Arbeit macht. Ohne über die Folgen ihrer Aktion nachzudenken, streut sie, als ihr Mann am Schneidertisch mal wieder eingeschlafen ist, in einer Nacht Erbsen auf die Treppen ihres Hauses und wartet.
Pünktlich und zuverlässig kommen um Mitternacht die kleinen Helferlein, treten auf die Erbsen, fallen die Treppen hinunter und eh sich die dumme neugierige Frau versieht, sind sie verschwunden. Von da an mussten die Handwerker ihre Arbeiten wieder selbst erledigen. Noch heute jammert man in Köln: „Wie war zu Köln es doch vordem mit Heinzelmännchen so bequem“.
Wie sie sich bei der Frau des Schneiders für diesen Bärendienst bedankt haben oder ob die Frau jemals erzählt hat, was sie angerichtet hat, ist ebenso wenig überliefert, wie die Frage unbeantwortet bleibt, woher der Dichter August Kopisch (1799 – 1853) die Geschichte gekannt und niedergeschrieben hat.
Bremen, 9. Oktober 2022