Seltene Tiere leben in seltenen Umgebungen.
Seltene Bergfedern-Eulen wie Sili leben auf einem eigenen Berg, auf dem hoch oben eine einzige Tanne steht. In dessen Krone hat sie ihr Nest. Wenn Ihr mich fragt, passt der Name Sili wunderbar zu dieser niedlichen Erscheinung. Wenn Sili wach wird, ist es schon dunkel. Denn auch Bergfeder-Eulen schlafen am Tag und werden wach, sobald es dunkel ist. Das bedeutet: Frühstück.
Sili hat es beim Frühstücken gern gemütlich. Dazu zündet sie eine Kerze an. Die hat sie im letzten Winter bei den Menschen im Dorf gefunden. Viel später – an einem Sommerabend – ist ihr Kerzenrest aufgebraucht. Ersatz hat sie nicht. Frühstück ohne Kerzenlicht? Das macht Sili keinen Spaß. Also macht sie sich auf die Suche nach einem neuen Kerzenrest, findet aber nirgends einen.
Erst als der erste Schnee fällt, also ein paar Monate mit langweiligem Frühstück und wenig Appetit später, bemerkt Sili, dass sich im Dorf bei den Menschen etwas verändert. Sie fliegt ins Dorf und sieht grüne Kränze und rote Kerzen auf den Tischen der Menschen. Von Woche zu Woche leuchten die Häuser des Dorfes heller. Das gefällt Sili und sie fliegt immer nach dem Frühstück ins Dorf um sich daran zu erfreuen.
Einige Zeit später, entdeckt Sili allerdings die grünen Kränze neben den Mülltonnen der Menschen. Das versteht sie nicht, denn die Kränze hatten ihr besonders gut gefallen. Aber dann macht sie eine Entdeckung, die ihr kleines Eulenherz schneller schlagen lässt. Kerzenreste! Unendlich viele Kerzenreste. Sie wird für die nächsten Monate ein großartiges gemütliches Frühstück genießen können. Kerzenrest für Kerzenrest fliegt sie nach Hause.
Als der nächste Winter kommt, geht ihr Vorrat zur Neige. Sili weiß nicht, ob die Menschen auch in diesem Jahr wieder diese wunderbaren grünen Kränze mit den Kerzen in ihren Häusern haben werden. Sie überlegt, ihnen eine Freude zu machen und sammelt Zweige, unendlich viele. Viele Tage lang. Die legt sie an den Häusern der Menschen ab und hofft, dass sie aus diesen Zweigen wieder Kränze binden.
Die Menschen sind hocherfreut und binden Adventskränze daraus. So kommt es, dass sich die kleine Bergfedern-Eule Sili und die Menschen im Dorf mit den Zweigen und den Kerzenresten gegenseitig eine große Freude machen, ohne es zu wissen.
„Die Eule Sili“ ist wie auch „Die Märchenkatze Licht“ wieder ein Bilderbuch für die Seele! Auch für meine.
Bremen, 5. Dezember 2014