Die tollsten Jungs lernt man nur im Lumpensammler kennen. So haben wir früher die allerletzte Bahn nach Hause genannt. Das mit den tollsten Jungs stimmt übrigens wirklich. Daran kann ich mich noch sehr gut erinnern.
Im Lumpensammler dieser Geschichte lernen sich nun Beatrix und Jack kennen. Bex zeichnet anatomische Studien, will unbedingt irgendwann davon leben können und für die Gerichtsmedizin arbeiten.
So, wie Bex diesen Jack wahrnimmt, ist er bestimmt ein buddhistischer Juwelenraubvegetarier und vergreift sich an Schnapsläden. Soviel zum ersten unvoreingenommenen Eindruck von einem Typen, der eine so unverschämt gute Ausstrahlung hat, dass Bex Angst hat, ohnmächtig zu werden. Wirklich wahr. Und! Er trägt Schwarz in allen Schwarz-Schattierungen.
Im Lumpensammler findet ein witziger Schlagabtausch statt. Keiner lässt einen guten Spruch einfach liegen! Beiden gefällt das. Und, auch wenn es keiner ausspricht und weder Telefonnummern noch Anschriften ausgetauscht werden, suchen beide nach dieser Fahrt immer wieder Kontakt zueinander. Und irgendwie finden sie sich auch. Meistens.
Das ist aber noch nicht alles. Denn es geistert noch dieser geheimnisvolle Sprayer durch San Francisco, dem kein Gebäude und schon gar nicht dessen Wände heilig sind. Er verziert sie mit übergroßen, weit sichtbaren goldenen Buchstaben. Die Kids lieben diese Buchstaben und warten täglich auf neue. Der Sprayer sieht sich als Künstler im Verborgenen. Sehr zum Ärger der Polizei.
Oder steckt vielleicht hinter seinen goldenen Buchstaben etwas ganz anderes? Eine Nachricht? Aber für wen? Und warum?
Auf jeden Fall entwickelt sich hier eine ziemlich gute Liebesgeschichte, die nicht in rosa Schleim ertrinkt, sondern sich sehr klar in die Richtung entwickelt, die man sich als Leser wünscht. So ganz nebenbei gibt’s noch eine Familienzusammenführung, es geht um eine Ausstellung, mit der Bex Geld für ihr Studium finanzieren will und um Geständnisse.
Bex und Jack haben mich an ihrem Leben und an dem ihrer Familien teilhaben lassen. Das war mehr, als ich erwarten konnte.
Bremen, 29. Mai 2015