Alles beginnt für Leopold Morsch mit einem merkwürdigen Ereignis.
Dazu müsst Ihr wissen, dass Leopold Morsch in einem kleinen Tal wohnt, weit weg von anderen Menschen. In seinem kleinen Häuschen mit dem verwilderten Garten voller Apfelbäume, Rosenbüsche, Himbeersträucher und Lavendel fühlt er sich am wohlsten. Inmitten der Natur kümmert er sich um die Obstbäume und Bienenstöcke am Rande des Waldes.
Sein Freund Hainwart – ein wandelnder, sprechender Baum – ist oft sein einziger Gefährte und Gesprächspartner. Aber das ist auch gut so.
Das merkwürdige Ereignis nun beginnt mit einer leichten Brise, einem kleinen Wind, der die Blätter der Bäume rascheln lässt und Leopold beunruhigt. Der Wind bringt einen fremden, süßlichen, etwas seltsamen Geruch in das kleine Tal.
Doch das soll nicht das einzige merkwürdige Ereignis für Leopold Morsch an diesem Tag bleiben.
Als er zu seinem Garten zurückkehrt, erblickt er eine schwarze Taube. Nie zuvor hat er eine schwarze Taube gesehen. Noch bevor er länger über den fremden Vogel nachdenken kann, reisst ihn Landrich, der Fuhrmann aus seinen Gedanken. Ab und zu kommt der wettergegerbte Kerl mit seiner Eselskutsche bei Leopold vorbei.
Bei einem gemütlichen Plausch mit Pfeife, Kerzenlicht und einem leckenen, warmen Tee verbringen die Freunde den Nachmittag. Schließlich holt der fahrende Händler unter seinem weiten Mantel ein kleines Holzkästchen hervor. Er hat es im Wald eingetauscht, bei zwei Kerlen. Wahrscheinlich irgendwelche Halunken, die schnell an Geld kommen mussten.
In dem Kästchen, fein säuberlich in Stoff eingeschlagen, liegt eine silbrig-weiße Muschel. Als Leopold die Muschel an sein Ohr hält vernimmt er wie von Ferne den Schrei eines Vogels. Sowas hat Leopold noch nie vorher gehört.
Landrich hingegen ist überrascht, das der Freund den Vogel gehört hat. „Dann gehört die Muschel zu dir, wenn du in ihr etwas hören kannst.“
Am nächsten Morgen – Landrich hatte sich noch am späten Abend auf die Weiterreise begeben – überschlagen sich für Leopold schon bald die Ereignisse.
Zwei Fremde kommen ins Tal. Sie scheinen auffällig interessiert an seinem Freund, dem Händler. Da ihm die beiden nicht geheuer sind, streitet er ab, Landrich begegnet zu sein.
Schon wenig später muss er feststellen, dass bei ihm zuhause eingebrochen wurde. Sein Haus ist komplett durchwühlt. Das Kästchen ist verschwunden. Nur die Muschel, die er vorher versteckt hatte ist noch da.
Gemeinsam mit Hainwart versucht Leopold hinter das Geheimnnis der Muschel zu kommen. Als Leopold diesmal die Muschel an sein Ohr hält, ertönt ein Gesang. Nur bruchstückhaft kann er ihn verstehen.
…Ich bitte Dich, komm mit mir heim.
Ich kann es nicht, so ganz allein.
Es nützt alles nichts. Leopold lässt es keine Ruhe und er beschließt dem Ruf der Muschel zu folgen. Hainwart will ihn bis an den Rand des Waldes bringen und danach auf jeden Fall wieder nach Hause zurückkehren.
Aber alles kommt ganz anders und die beiden befinden sich mitten in einer abenteuerlichen Reise nach Barisia.
Bremen, 1. Oktober 2019