Michael Ende hat viele wunderbare Bücher geschrieben. Kennt jeder.Aber kennt Ihr auch das Bilderbuch „Der Lindwurm und der Schmetterling“?
Also, es geht um einen Lindwurm, der sich daran stört, dass in seinem Namen die Silbe „Lind“ vorkommt, das passe nicht zu einem zornigen, Feuer spuckenden Drachenwurm wie ihm.
Als sich eines Tages der Forscher Hicks und sein kleines Buch vertrauensvoll in die Höhle begibt, um dieses Feuer spuckende Scheusal zu erforschen, werden er und sein Buch kurzerhand aufgefressen.
Der Forscher wird verdaut, das Buch erweist sich als unverdaulich.
Fazit: Forscher und Buch werden als ungenießbar eingestuft und im hohen Bogen wieder ausgespuckt. So weit. So gut.
Dass Drachenwürmer des Lesens mächtig sind, war mir bisher nicht klar. Sei’s drum. Das Scheusal beginnt zu lesen und erschreckt sich fast zu Tode: Man nennt seinesgleichen doch tatsächlich einen Lindwurm?!
Da er nicht anders kann, tobt und spuckt er sich aus. Das stimmt ihn nicht milder. Jetzt hat er auch noch Kopfweh. Also ab ins Bett. Licht aus. Er leidet vor sich hin und geht nicht mehr vor die Tür – ähm – die Höhle.
Andere Szene. Der Kohlweißling in dieser Geschichte ist ein zart besaitetes Wesen, dem Tanz und der Kultur zugetan. Lärm gehört für ihn zu den Dingen, denen man am besten aus dem Weg fliegt.
Das erweist sich als schwierig, denn überall brummt und lärmt es. Selbst im Wald. Als der Kohlweißling sich über das Gebrumme einer Hummel beschwert, haut ihm diese seinen Namen um die Ohren: Wer ist, was du bist, sollte sich nicht beschweren. Schließlich bist du ein Schmetterling!
Ach du Schreck. Was für ein furchtbarer Name für einen sensiblen Kohlweißling wie mich.
Was macht er? Er zieht sich in die Wüste zurück und leidet – so wie der mit dem „Lind“ im Namen in der Höhle.
Eine Schlange bringt den zornigen Lindwurm und den sensiblen Schmetterling schließlich zusammen.
Sie tauschen die entsprechenden Silben, legen das vertraglich fest, werden die besten Freunde und wenn sie nicht gestorben sind….
Und? Wie heißen die beiden Freunde jetzt?
Bremen, 12. September 2021