Buchcover "Der Junge aus der letzten Reihe" von Onjali Q. Raúf

Der Junge aus der letzten Reihe

von Onjali Q. Raúf
Atrium Verlag
2020, 286 Seiten
Altersempfehlung: ab 10 Jahren
Preis: 15,00 Euro

Ich heiße Alexa und bin neun Jahre alt. Ich lebe alleine mit meiner Mama und ich liebe die Abenteuer von „Tim und Struppi“. Meine besten Freunde heißen Michael, Tom und Josie.

Tom ist furchtbar lustig. Im letzten Jahr ist er aus Amerika nach England gezogen und so in unserer Klasse gelandet. Tom muss man einfach mögen.

Josie ist die beste Fußballspielerin der Welt, also jedenfalls die beste Fußballspielerin die ich kenne und sie hat über eine Million Sommersprossen. Jedenfalls ungefähr eine Million. Glaube ich.

Michael halten ganz viele für merkwürdig. Ich nicht. Er ist ein kleiner Tolpatsch und stolpert ständig über seine eigenen Füße. Die Erwachsenen nennen ihn oft genial. So genau weiß ich nicht, was sie damit meinen. Es klingt aber immer ziemlich beeindruckt.

In diesem Jahr haben wir eine neue Lehrerin bekommen. Mrs. Khan. Sie ist furchtbar nett und denkt sich immer etwas Neues für uns aus. Deshalb gehe ich gern zur Schule. Wegen all diesen Menschen: Tom, Josie, Michael und Mrs. Kahn.

In der dritten Woche des Schuljahrs passiert dann etwas, was einen weiteren Menschen in mein Leben katapultiert und dieser Mensch ist Ahmet.

Der Arme muss leider auf dem einzig freien Stuhl in der letzten Reihe neben Clarissa Platz nehmen. Das Mädchen, das bis zu den Ferien dort gesessen hat ist mit ihren Eltern weggezogen. Vermissen tut sie keiner. Also ich jedenfalls nicht. Aber Ahmet, der Junge mit den Löwenaugen, der interessiert mich schon. Er sieht ziemlich eingeschüchtert aus, wie er da sitzt und sich an seinem zerissenen roten Rucksack festhält.

Wir erfahren, das Ahmet aus Syrien kommt und ein Flüchtling ist. Zu Hause muss Mama mir erst einmal erklären, was ein Flüchtling ist. Ahmet kann das nicht, denn er spricht nicht unsere Sprache. In den Pausen ist er auch nirgendwo zu sehen und nach der Schule wird er immer von dieser Frau mit dem roten Schal abgeholt.

Ich habe beschlossen, das ich mit Ahmet befreundet sein will. Und meine Freunde sind dann natürlich auch Ahmets Freunde. Zunächste versuchen wir es mit Fußball. Fußballspielen geht immer. Und Ahmet spielt tatsächlich noch besser Fußball als Josie. Unglaublich.

So langsam erfahren wir, was Ahmet passiert ist und das er seine Familie verloren hat. Er ist ganz allein in England angekommen. Seine Eltern sind noch in einem Lager in Frankreich. Das glaubt er jedenfalls. Seine kleine Schwester ist im Meer ertrunken. Wie unglaublich traurig.

Dann höre ich durch Zufall und weil ich, wie Mama sagen würde, furchtbar neugierig bin, dass die englichen Politiker die Grenzen zu Frankreich schließen wollen, weil sie keinen Flüchtling mehr ins Land lassen möchten. Hallo, das geht ja gar nicht. Wie soll Ahmet denn dann seine Eltern wiederfinden.

Da muss ein Plan her. Gemeinsam mit Tom, Josie und Michael überlege ich, was wir tun können. Und was soll ich sagen. Mir kommt da eine Idee. Wir schreiben der Queen einen Brief. Die kann schließlich alles regeln. Jedenfalls fast alles. Nur schnell muss es gehen.

Als wir zwei Tage vor der Grenzschließung immer noch keine Antwort haben, machen wir uns auf den Weg zum Buckingham Palast. Mit einem Brief, in einem lilafarbenen Umschlag (das ist ihre Lieblingsfarbe) und Keksen. Kekse helfen immer.

Dabei haben wir tatsächlich nicht daran gedacht, dass eine Palastwache dazu da ist, den Palast und die Queen zu bewachen. Und warum sollten die gerade uns durchwinken?!

Wie wir es dann tatsächlich doch geschafft haben Ahmet zu helfen, verrate ich jetzt noch nicht. Aber ich kann Euch verraten das wir Freunde geworden sind. Freunde fürs Leben.

Bremen, 29. Juni 2020