Die Autorin taucht in der Graphic Novel in ihre Kindheit und Familiengeschichte ein und stößt dabei auf Verdrängung und Lügen.
Was hat ihr Großvater Heinrich, angeblich als Buchhalter bei der Wehrmacht in Riga stationiert, von den Gräueltaten der Nazis gewusst? War er etwa selbst beteiligt?
Sie erfährt, dass ihre Familie in einem Haus lebte, das ehemals von jüdischen Mietern bewohnt war. Es stellt sich die Frage nach der Mitschuld der Familie, hat sie von der Vertreibung profitiert oder war sie gar dafür verantwortlich?
Alle diese oder ähnliche Fragen haben sich Kinder, die nach dem Krieg geboren wurden, sicher gestellt. Vielleicht hatten sie die Gelegenheit, sie denen zu stellen, die ihre Eltern, Großeltern, Familienangehörige waren. Und haben vielleicht niemals eine Antwort erhalten.
Ich selbst habe meinen Eltern und Großeltern Fragen nach dem 1000jährigen Reich gestellt, als ich alt genug war und ich auf meine Fragen endlich Antworten wollte. Und sie nicht oder nur nebulös bekam.
Vielleicht sind Familiengeschichten wie die von Bianca Schaalburg auch deshalb so wichtig, weil es mich fassungslos sein lässt, dass auf der Buchmesse in Frankfurt auch in diesem Jahr wieder rechtes Gedankengut in der Nähe der Hauptbühne – trotz der Einwände vieler Autoren, die der Buchmesse eine Absage erteilten – verbreitet werden durfte.
Bremen, 23. Oktober 2021