Darius ist 17, hat einen Schulabschluss und eine sehr nette Freundin. Evelyn findet, dass er langsam damit anfangen sollte, sein Leben zu planen, statt rund um die Uhr Computerspiele zu spielen.
Aber Darius will keinen Lebensplan. Er steht auf Raid, ein Computerspiel mit Drohnen. In seiner XT-17 klärt er auf oder entscheidet über Leben und Tod. Er beherrscht dieses Spiel mehr als perfekt. Irgendwann schafft er es, das Ding zu Ende zu spielen und erhält online ein Jobangebot. Er soll als Drohnenpilot arbeiten. Man bietet ihm hier exakt das an, worin er wirklich gut ist. Darauf hatte er gewartet. Hier ist sein Lebensplan.
In einem abgelegenen Industriegebiet lernt er sowohl die Leute hinter dem Angebot kennen als auch Kollegen, die diesen Job schon länger machen.
Sein Ausbilder weiß sehr schnell, wen er vor sich hat, wie man junge Leute wie Darius rekrutiert, was man ihnen bieten muss, damit sie anbeißen. Reichlich Geld, eine eigene Wohnung, Party ohne Ende, einen neuen Freundeskreis – das Leben eines „Siegers“. Natürlich sagt Darius zu.
Der Job isoliert ihn immer mehr vom realen Leben. Keiner seiner alten Freunde kommt in diesem neuen Leben vor. Den Auftraggebern, die er nie kennenlernt und seinem Ausbilder vertraut er blind. Man testet ihn. Lässt ihn Aufklärungsflüge absolvieren. Lobt ihn für seine Perfektion.
Irgendwann ändern sich die Aufträge. Es wird ernst. Aber er weiß es nicht. Er glaubt, dass er „zur Probe“ leer stehende Häuserzeilen bombardiert, Hühnerställe weg pustet. Er ist Tag und Nacht im Einsatz. Durch die dadurch entstehende dauernde hohe Konzentration bekommt er immer öfter heftige körperliche Probleme, gegen die sein Ausbilder die richtigen Pillen hat, die ihm helfen, aufkommende Skrupel zu bewältigen. Dann läuft ein Einsatz schief.
„Der Drohnenpilot“ von Thorsten Nesch spielt in einer nahen Zukunft. Dabei ist er ist näher bei uns als wir denken. Wir müssen uns entscheiden, wo wir stehen. Das sollte ein Unterrichtsthema sein!
Bremen, 4. März 2015