Wenn der Winter in Russland naht, zieht es alle Mitglieder des Hauses von Fürst Pjotr Wladimirowitsch an den wärmenden Ofen. Dort erzählt die alte Amme Dunja den Kindern Geschichten aus längst vergangenen Tagen. Magische Geschichten über den Winterkönig und die Baba Jaga, von verzauberten Wesen und versteckten Hauselfen. Kolja, Sascha, Olga, Aljoscha aber vor allem die junge, wilde Wasja lieben die Erzählungen der alten Frau.
Dunjaschka ist schon das Kindermädchen ihrer Mutter, Marina Iwanowna, gewesen. Die ist kurz nach Wasjas Geburt gestorben und so müssen die Kinder nun ohne ihre Mutter aufwachsen. Marina hat nicht auf die alte Amme gehört, die ihr dringend davon abriet ein weiteres Kind zur Welt zu bringen. Marina ist zu schwach und der Winter ist hart. Aber Marina weiß, dass es wichtig ist dieses Kind auf die Welt zu bringen.
Wasja ist anders als die Kinder in ihrem Alter. Sie liebt es allein durch die Wälder zu streifen, stibitzt in der Küche die frisch gebackenen Keckse, sie hat keine Angst vor den großen, stolzen Pferden und ist extrem eigensinnig.
Als sie wieder einmal allein durch den frühwinterlichen Wald tobt und dabei die Zeit vergisst, reicht es ihrem Vater. Nachdem sich alle furchtbare Sorgen um Wasja gemacht haben, weil diese bei Einbruch der Dunkelheit immer noch nicht nach Hause zurückgekehrt ist, beschließt der Fürst eine neue Frau und Mutter für die Kinder auf den Hof zu holen.
Pjotr reist extra ins ferne Moskau. Hier gibt ihm der Großfürst Iwan Iwanowitsch seine Tochter Anna zur Frau. Anna ist eine gute Partie, selbst für den Fürsten Pjotr Wladimirowitsch. Und Anna, die viel lieber ins Kloster gegangen wäre, als zu heiraten fügt sich in ihr Schicksal.
Anna ist eigentlich noch viel zu jung, um eine gute, liebende und doch strenge Mutter für die Fürstenkinder zu sein. Außerdem lebt sie oft in ihrer ganz eigenen Welt. In einer Welt von Geistern und Dämonen. Die sind überall und die junge Frau erschreckt sich jedes Mal furchtbar, wenn sie ein Geisterwesen sieht.
Wasja hingegen lebt mit den Geistern. Sie helfen ihr im Pferdestall und in der Küche. Sie trifft sie am nahen See und im dichten Wald. Angst hat sie keine. Warum auch. Sie hat herausgefunden, dass man immer einen Handel eingehen kann. Sie gibt etwas von ihrem Essen ab und schon hilft der Domowoi, der Wächter des Haushalts wo er kann.
Aber nicht alle Geister lassen mit sich handeln. Als dann noch ein Priester auf dem Fürstenhof auftaucht, der mit aller Macht versucht die alten Geschichten aus den Gedanken und Erinnerungen der Menschen zu löschen, erhebt sich eine große, dunkle Macht in den nahen Wäldern.
Nur die junge Wasja spürt die Veränderungen. Obwohl es den Menschen immer schlechter geht, verstehen sie nicht, dass es damit zusammen hängt, dass sie nicht mehr glauben. Glauben an die alten magischen Geschichten.
Marina Iwanowna hat ihr Leben gegeben für das ihrer Tochter Wasja, weil sie wusste, dass dieses ganz besondere Mädchen die einzige sein würde, die diese gefährliche Macht aufhalten kann. Doch das wird ein harter Kampf für Wasja, den sie am Ende nur gewinnen kann, wenn die Menschen wieder an die magischen Wesen glauben.
Dies ist eine spanndende, mystische Geschichte, ein wunderschönes Wintermärchen.
Bremen, 26. November 2019