Property Miller ist das Mädchen das in einem Buchladen gefunden wurde. Nun, so ungewöhnlich wie Propertys Name ist auch der Teil der Geschichte, wie sie zu ihrem Namen gekommen ist.
Stellt Euch vor, Ihr geht mit Euren Eltern eines schönen Tages in einen Buchladen. Und vor lauter Abenteuerbüchern, Krimis, Sachbüchern, Wörterbüchern und magischen Geschichten, vergessen Eure Eltern als sie wieder gehen – Dich. Ja genau. Ihr habt richtig gelesen. Sie vergessen Euch einfach.
Michael Miller, der Sohn von Netty Miller, welche den wunderschönen Buchladen „Zum weißen Hirschen“ besitzen – also Michael findet das kleine Mädchen. Und da er nicht weiß, was man mit kleinen Mädchen macht, steckt er sie kurzerhand in den Schrank mit den Fundsachen. Seufz!!!
Zum Glück entdeckt Netty das kleine Mädchen zwischen den vergessenen Schirmen und Handys und den Dingen, die Leute sonst noch so vergessen können. „Michael, du kannst das kleine Mädchen doch nicht im Schrank einschließen“.
Zu Michaels Verteidigung muss ich Euch erklären, dass Michael einer von diesen liebenswürdigen Bücherwürmern ist, die mit ihrer Nase und leider auch mit ihren Gedanken immer in einem Buch stecken. Da kann es schon mal vorkommen, das ein „Fund-Mädchen“ zu den „Fundsachen“ gelagert wird.
Obwohl Netty sich in der folgenden Zeit alle Mühe gibt, die Eltern des kleinen Mädchens ausfindig zu machen – sie verteilt Flyer, hängt Suchplakate an sämtliche Bäume der Stadt und fragt alle Leute, die sie trifft – kann sie die Eltern nicht finden.
Da jeder Mensch einen Namen haben muss und das kleine Mädchen seinen Namen nicht weiß, beschliessen die Millers kurzerhand sie Property zu nennen. Dazu müsst ihr wissen, das „Lost Property“ Fundsachen auf englisch bedeutet. Also heißt das kleine Mädchen ab sofort Property Miller.
Property ist ein ganz und gar liebenswürdiges kleines Mädchen und Netty und Michael bereuen es keinen einzigen Tag, dass sie bei ihnen lebt. Sie ist auch ein kluges kleines Mädchen. Wenn sich die Millers Abends in ihrer kleinen Buchhandlung hinsetzen, jeder mit einem Buch vor der Nase und darin lesen und seuftzen, lachen, weinen oder erschrocken die Augen aufreissen, tut Property das auch. Da aber leider niemand daran denkt, der kleinen Property das Lesen beizubringen, tut Property immer nur so, als ob sie lesen kann. Hier muss ich leider schon wieder seufzen!
Und so leben die Millers zu dritt in ihrer kleinen, feinen Buchhandlung, in die leider immer weniger Menschen ihren Weg finden. Es gibt nicht mehr so viele Menschen die lesen. Jedenfalls keine Bücher. Darum wird Netty immer stiller und blasser, wenn sie ihre Geschäftsbücher aufschlägt und Michael wird immer ratloser, weil er natürlich heimlich in den Geschäftsbüchern blättert um zu erkunden, warum seine Mutter so still und blass ist.
Als an einem ungewöhnlich gewöhnlichen Morgen Michael und Netty ganz aufgeregt werden, als sie einen Artikel in der Zeitung lesen, bedauert Property mal wieder aufs Äußerste, dass sie nicht lesen kann. Aber weil sie ein kluges kleines Mädchen ist, gelingt es ihr geschickt herauszufinden, woher die Aufregung kommt.
Man kann sich nämlich bei einer Tombola bewerben um das „Große Montgomery-Bücherparadies“ zu gewinnen. Einfach so, gewinnen. Und Netty hat natürlich sofort dafür gesorgt, dass ihr Name in die Lostrommel kommt.
Was soll ich Euch erzählen. Natürlich gewinnen Netty, Michael und Property das wunderbare, magische Bücherparadies von Mr. Montgomery. Zusammen mit einem kleinen grauen Katzenfellknäuel namens Gunter. Alles geht so schnell, das sie kaum den Mund wieder zugemacht haben, vor lauter Ah’s und Oh’s und Mr. Montgomery ist verschwunden.
Property ist ein kluges Mädchen. Das wissen wir ja nun bereits. Und ihr kommt es auf einmal sehr merkwürdig vor, dass Mr. Montgomery so plötzlich und so schnell verschwindet.
Und sie soll natürlich recht behalten. Denn schon am nächsten Tag steht ein großer, dünner Mann in einem mausgrauen Mantel im Laden und verlangt alles von ihnen. Das Bücherparadies und sogar den „Weißen Hirschen“.
Property, die weil sie ja nun nicht lesen kann, gelernt hat, immer ganz genau hinzuschauen, findet einen Weg. Versprochen! Ihr könnt das Buch also ruhig lesen, alles wird am Ende wieder gut. Wirklich!
Bremen, 22. Oktober 2018