Ach! Das ist ja eines dieser schönen Themen:
„Es ist Zeit fürs Bett, mein Kind!“
„Ich bin aber noch gar nicht müde!“
Dieses Gespräch führen auch Tiermütter mit ihren Tierkindern. Nur eben anders, als die Menschen.
Im Buch ist es ein kleines Kaninchen, das sich überlegt, was passieren würde, wenn es nie mehr dunkel wäre. Na, was wohl?!
Dann könnte es immer spielen, es wäre immer Tag und es müsste niemals nicht ins Bett. Man müsste die Dunkelheit nur dazu bringen, zu verschwinden.
Das ist möglich. Denkt das kleine Kaninchen und schnappt sich die Keksdose vom Küchenschrank und macht sich auf die Suche nach der Dunkelheit. Findet sie. Öffnet die Keksdose. Bietet der Dunkelheit einen Keks an. Die nimmt an, greift zu und – schwupps. Die Dunkelheit verschwindet in der Keksdose. Das Kaninchen setzt sich auf die Keksdose und hört sich an, wie die Dunkelheit versucht, das Kaninchen davon zu überzeugen, dass es jede Menge Tiere im Wald gibt, die die Dunkelheit brauchen, um überleben zu können. Keine Chance. Dafür hat das Kaninchen kein Ohr, geht nach Hause und bekommt langsam Hunger.
Frühstück wäre jetzt gut. Aber das gibt es erst nach dem Aufwachen, argumentiert die Dunkelheit aus der Keksdose. Egal, Karotten gehen immer. Auch als Frühstück. Mit der Keksdose unterm Arm marschiert Kaninchen in den Garten und erschreckt sich. Sämtliche Karotten vertrocknen in der Hitze. Außerdem ist es Kaninchen viel zu heiß. So wie den Tieren auch, also den Füchsen, den Eulen, den Fledermäusen, allen Pflanzen und Bäumen.
Jetzt heißt es umdenken, Kaninchen! Nun mach schon! Die Dunkelheit hat wirklich gute Argumente. Also gut, denkt Kaninchen.
Und ich, die Euch gerade die Geschichte erzähle, klappe die vorletzte Seite des Bilderbuches auf und sehe, wie wunderschön die Dunkelheit, der Nachthimmel mit dem großen Mond und all den Sternenbildern am Himmel sein kann. Und dann erzählt die Dunkelheit Kaninchen eine Gutenachtgeschichte.
Nach zwei Sätzen schläft Kaninchen tief und fest.
Bremen, 3. Oktober 2020