„Es war Weihnachtsabend, eine Nacht voller Dunkelheit und Stille. Nur die Sterne und ein schmaler Mond blinkten hell am Himmel. Eiskristalle funkelten im Gras. Die Luft war klar und kalt. Auf der Dorfweide stand frierend ein altes Eselchen mit einem verletzten Bein.“
Es gibt Weihnachtsgeschichten, die sind schon ein wenig „betagt“, aber dennoch sind sie es wert, dass man sich an sie erinnert und sie noch ein Mal veröffentlicht. In manchen Fällen könnte man sehr gut auf eine Wiederveröffentlichung verzichten. Diese Geschichte hier aber ist es mehr als wert!
Die Bäuerin hatte sogar die Kuh in den Stall geholt, weil es draußen selbst für Tiere viel zu kalt war. Das Eselchen hatte sie wohl, Absicht oder nicht, vergessen. Jetzt war der kleine Esel allein, hatte Hunger und fror. Mit aller Traurigkeit, die ein kleiner hungriger, einsamer Esel fühlen konnte, rief er, so laut er konnte „Iiiiih-aaah!“
Hört mich eh keiner, dachte der kleine Esel gerade, als er Schritte hörte. Da kam doch jemand zu ihm. Wer das wohl war? Tatsächlich kam jemand. Und noch dazu jemand, der weltberühmt war. Der Weihnachtsmann. Und er erzählt, dass er mit seinem Rentierschlitten in dieser Nacht bereits alle Kinder der Welt besucht hat. Sie hatten ausgezeichnete Arbeit geleistet. Also durften sie schon mal zum Nordpol zurück.
Allerdings war ein Sack mit Spielzeug noch nicht verteilt. Das wollte er alleine machen, sagte der Weihnachtsmann. Das würde er alleine schaffen. Obwohl dem Eselchen seine Verletzung sehr weh tat, bot es dem Weihnachtsmann ohne zu zögern seine Hilfe an. Gemeinsam machten sie sich auf den langen Weg, verteilten in jedem Haus die Geschenke für die Kinder. Beim letzten Haus bedankte sich der Weihnachtsmann beim kleinen Eselchen, küsste es auf die Nasenspitze und war so schnell verschwunden, dass niemand es bemerkte.
Frau Liebethal, die mit ihrer Familie in diesem letzten Haus wohnte, öffnete die Haustür, sah das Eselchen und den Sack mit Geschenken für die Kinder, bemerkte einen kleinen Zettel am Ohr des Eselchens, las, was darauf stand und lächelte.
Von diesem Tag an hat das kleine Eselchen nie mehr gefroren, es hatte nie mehr Hunger. Es wurde geliebt und geschätzt und lebte bei der Familie Liebethal, bis seine Zeit gekommen war.
Das ist und bleibt eine der schönsten Weihnachtsgeschichten. Ich wünsche mir, dass jeder von uns den Weihnachtsgedanken in sich trägt, auch wenn gerade nicht Weihnachten ist.
Bremen, 9. Dezember 2016