Ich liebe den Sommer. Auf diesen Sommer, habe ich allerdings ganz besonders lange gewartet. Es wird der Sommer meines Lebens.
Mit meinen besten Freunden Alex, Tasche, Raffi, Manu, Tommy aber vor allem mit Niko wird gefeiert. Wir haben das Abi in der Tasche und sind endlich frei. Frei und erwachsen.
Uns steht die ganze Welt offen. Mit Niko fahre ich nach Australien, wenn – ja – wenn er nicht gerade wieder mit einer dieser unmöglichen Tussen liiert ist. Wie heißt sein jetziges Mäuschen nochmal? Irgendwas mit J. Judith oder Julia. Ich glaube Julia war es. Aber am Ende ist es mir auch egal.
Meistens muss ich mich gar nicht groß anstrengen und die kleinen Mäuschen laufen weinend davon. Niko ist dann kurz ein bisschen böse auf mich, ein bisschen traurig, dass das Mäuschen weg ist, bis dann das nächste Mädel auftaucht. Aber eigentlich sind sie alle gleich. Gleich langweilig und sie können mir nicht das Wasser reichen.
Ich will nichts von Niko. So ein Quatsch. Ich nehme mir was ich will. Und gerade in diesen Nächten mit zuviel Bier und Raffis magischen Pilzen gehört mir die Welt. Okay, vielleicht sah es von weitem schon etwas blöd aus, als wir uns geküsst haben im Wasser. Aber hej – wir sind nur Freunde. Und wenn du damit nicht klar kommst, wirst du nie zu unserer Clique dazugehören, kleines Mäuschen!
Was nach dem Sommer wird? Keine Ahnung, ehrlich gesagt will ich leben und nicht über Studium, Ausbildung oder diesen ganzen Spießermist nachdenken.
Niko hat sich verändert. Ihm scheint es auf einmal unheimlich wichtig zu sein, wie die Zukunft aussieht. Sicherlich stecken da seine Eltern dahinter. Der brave Sohn soll schließlich etwas aus sich machen. Australien scheint er auch gestrichen zu haben. Und auch sonst ist er irgendwie anders.
Alle anderen wussten was los ist. Nur ich habe nix gemerkt. Bis zu dem Tag, an dem ich mit Niko im Bett gelandet bin und wir irgendwie was anderes als nur beste Freunde wurden.
Sanni und Niko – Niko und Sanni. Ich muss mich entscheiden. Aber will ich das überhaupt?
Bremen, 21. Juli 2020