„Hab ich alle Platten von…!“ war der Satz, der uns alle verstummen ließ, wenn wir uns als Jugendliche über unsere Lieblingsmusiker austauschten. Bowie kam damals nicht vor.
Den lernte ich erst als Musikredakteurin kennen. Gut, besser spät als nie, höre ich jetzt – aber dafür umso heftiger, das steht fest.
„Was für ein unglaublich kreativer, begabter ‚Irrer'“ waren meine Gedanken und ich war sofort hin und weg. Der Typ erlaubte sich schlichtweg alles, was andere nicht mit spitzen Fingern anzufassen wagten. Musikalisch, meine ich.
Ich empfand das so: Bowie schafft sich sein eigenes Universum, lebt seine Kreativität und seine Lebensphilosophien und seine musikalischen Verrücktheiten aus und überlässt dem Mainstream den nicht erwähnenswerten musikalischen Rest. Das war sicher überheblich – mich hat es fasziniert. David Bowie war damals für viele junge Musiker ganz sicher eine wichtige Orientierung auf ihrem musikalischen Weg. In diesem Zusammenhang fällt mir da nur noch Frank Zappa ein.
Wäre ich Abba-Fan, würde ich jetzt „Thank you for the musik“ singen. Das wäre ihm mit Sicherheit zu schleimig. Also lasse ich das lieber weg.
Sie waren es immer und Sie werden es bis in alle Ewigkeit sein, lieber David Bowie: Ein Vorbild für einen nicht angepassten Lebens- und Musikstil, der für ganz viele junge Musiker richtungsweisend war und sein wird und der immer noch bei der Suche nach der eigenen Persönlichkeit helfen wird.
Zum Kennenlernen eines liebenswerten und hochintelligenten „Irren“ für die einen, für die, die ihn immer schon geliebt haben, ist das eine wunderbare Zeitreise – die sehr empfehlenswert ist.
Bremen, 14. Mai 2020