Hier lege ich Euch den Roman einer wahren Geschichte ans Herz. Einer Geschichte, die Kadija und Abdullai 2012 in Timbuktu erlebt haben, als Timbuktu von den „Verteidigern des Glaubens“ überfallen wurde.
Gerade ist das, was damals geschah, Thema in den Nachrichten, weil in Den Haag ein Mann vor Gericht steht, der gemeinsam mit anderen wichtige religiöse Bauten und Jahrhunderte alte Schriften zum Teil unwiederbringlich zerstört hat. Die Filme in den Nachrichten kann man kaum aushalten. Für seine Taten hat das Gericht in Den Haag ihn zu elf Jahren Gefängnis verurteilt.
Im Zentrum des Romans stehen die kulturellen und religiösen Unterschiede zwischen den moderaten Sufi-Muslimen Timbuktus und den strengen „Verteidigern des Glaubens“, erklärt der Autor in seinem Nachwort. Er habe versucht, diese beiden Gruppen so gut er konnte, durch die Augen von Kadija und Ali (so nennt sich Abdullai, nachdem er sich, nicht wissend, was auf ihn zukommt, den sogenannten „Verteidigern des Glaubens“ angeschlossen hatte) zu beschreiben.
Auf der einen Seite geht es um die persönliche Freiheit, um die Musik, die Kadija und die Freunde in der Band machen über alles lieben, es geht den jungen Leuten ums Tanzen und Spaß haben.
Auf der anderen Seite ist Ali. Ali hat man beigebracht, alles, was Menschen wie Kadija lieben, zu verabscheuen. Ali gehorcht nur dem Anführer und seinen Schergen, die nichts weiter wollen, als das Leben, wie es die Sufi-Muslime kennen, zu zerstören, die Frauen zu unterdrücken und Macht über alles und jeden zu haben.
Sehr vorsichtig entwickelt sich eine scheue kleine Liebesgeschichte, die von ihrer Umgebung unbemerkt, ganz langsam wächst. Es geht um eine Veränderung, die Ali jeden Tag ein wenig mehr dank Kadija durchlebt und ihm schlussendlich die Kraft gibt, sich gemeinsam mit ihr für ein anderes Leben zu entscheiden.
Dieses Buch kann man nicht lesen, ohne emotional Partei zu ergreifen. Das ist auch mir sehr schnell passiert, obwohl ich ein wenig über Timbuktus Belagerung von 2012 nachgelesen habe. Im Netz könnt Ihr das auch, oder sprecht im Unterricht darüber. Ist gerade ganz aktuell.
„Blood & Ink“ ist es wert, von Euch gelesen zu werden, damit wir hier in Europa verstehen lernen, dass es nicht immer nur „die eine Wahrheit“ oder „die eine Lösung“ gibt.
Bremen, 23. August 2016