Sie hat nicht getroffen. Maeve Chambers hat den Lehrer Mr. Bernard nicht getroffen, als sie ihren Schuh Richtung Tafel feuert. Scheint aber niemanden zu interessieren und deshalb heißt es Nachsitzen.
Zur Strafe soll Maeve im Keller der altehrwürdigen St. Bernadette’s Schule für „kultivierte junge Damen“ aufräumen. Maeve weiß gar nicht wo sie anfangen soll. Da es dort unten aber leider auch gewaltig nach Fäulnis und jahrzehntealtem Staub riecht, beschließt sie, dass das hier schnell gehen muss und fängt an.
Zwischen längst vergilbten Klausuren aus dem Jahr 1991 und einer halb leeren Flasche Pfirsichschnaps entdeckt sie eine Schachtel mit Karten. Es sind allerdings keine gewöhnlichen Spielkarten, sondern Tarotkarten.
Zuhause stellt Maeve fest, dass das Tarot irgendwie in ihrer Tasche gelandet ist und sie betrachtet interessiert die farbenfrohen Karten mit ihren seltsamen Symbolen. Es gibt den Narr, den Magier und die Hohepriesterin, den Mond, den Wagen, den Turm und alle haben eine bestimmte Bedeutung.
Als sich Maeve mehr mit der Tarotdeutung auseinandersetzt, stellt sie fest, dass es ihr spielend gelingt anderen die Karten zu analysieren. Schnell spricht sich das in der Schule herum und Maeve wird in den Pausen von ihren Mitschülerinnen belagert, die unbedingt wissen wollen, was die Zukunft für sie bereit hält.
Alle bis auf Lilly, ihre ehemals beste Freundin. Ihre Freundin, die leider nicht so cool ist und darum hat Maeve sich entschlossen sie links liegen zu lassen. Das tut weh! Aber darüber macht sich Maeve keine Gedanken. Noch nicht!
An dem Tag, an dem Lilly durch Zufall mit in ihre Mädchenrunde gerät, eskaliert die Situation. Beide sind so stur, verletzt und uneinsichtig, das Maeve Lilly schließlich an den Kopf wirft: „Ich wünschte, du wärst nie meine Freundin gewesen. Ich wünschte, du würdest einfach verschwinden.“
Tatsächlich taucht Lilly die nächsten Tage nicht in der Schule auf und in Maeve keimt ein ungeheurer Verdacht auf. Sollte Lilly wirklich verschwunden sein? Nicht weggelaufen, nicht entführt, verreist, sondern einfach weg sein?
Irgendwie scheinen die Tarotkarten einen Einfluss zu haben. Im Kartenstapel taucht eine furchteinfloßende Karte auf: die Mamsell, mit ihren dunklen, langen Haaren und dem stechenden Blick, der bis tief in die Seele zu schauen scheint.
Und dann gibt es noch die Orakelfrau des Ladens mit ätherischen Ölen, Hexenliteratur und Schutzamuletten, Fiona ihre neue Freundin und Roe, Lillys Bruder zu dem sich Maeve hingezogen fühlt.
Maeve ist mittlerweile richtig besessen, von allem was mit übernatürlichen Kräften zu tun hat.
Als sie eines Abends beschließt einen magischen Kreis zu ziehen, beschwört sie etwas herauf, das die ganze Stadt verändern wird.
Bremen, 24. Juni 2021