Albert liebt Bücher. Und lesen. Schade nur, dass sein Zuhause ihm nicht den Hauch einer Chance gibt, dieser Liebe nachzugehen. Wohin er sich auch retten will, es gibt keine Ruhe.
Das geht schon mal so los, dass zwei seiner Freunde sich mit Blumentopf und Blumenerde beschäftigen wollen, während Albert sich auf sein Buch konzentriert. Das geht natürlich gar nicht. Also weg hier. An den Strand. Liegestuhl, Buch – super.
Wenn Ihr aber glaubt, dass es das schon gewesen ist, muss ich Euch enttäuschen. Denn egal wohin sich Albert mitsamt seinem Buch setzt, nach und nach kommen all seine Freunde dazu und spielen ihr Spiel. Badminton, Sandburgen bauen, Puppenwagen spazieren fahren und so weiter. Ruhe zum Lesen? Fehlanzeige.
Als immer mehr Freunde um ihn herum spielen und lärmen und er sich nicht auf eine einzige Seite seines Buches konzentrieren kann, platzt Albert der Kragen.
Er wird laut.
Richtig laut.
Seine Freunde erschrecken sich und verschwinden in alle Himmelsrichtungen.
Großartig. Endlich ist Ruhe. Albert kann endlich lesen.
Nach einiger Zeit kommt einer seiner Freunde zurück, zieht mit einem quietschenden Geräusch einen Stuhl hinter sich her und gesellt sich zu Albert. Mit einem Buch.
Und – es kommen immer mehr. Mit einem Buch. Sie sitzen auf dem Boden und lesen oder schauen sich Bilderbücher an. Es ist so still, dass man hören kann, wie eine Stecknadel fällt. Wie schön!
Albert ist sein Wutausbruch von gerade eben jetzt ein bisschen peinlich und er will sich entschuldigen. Seine Freunde fühlen sich gestört und machen ihm das klar. Pssssst!!!! Jetzt erschreckt sich Albert. Er hat vorhin wohl zu heftig reagiert.
Aber – alles gut. Schließlich gehen alle gemeinsam zum Strand und schauen dem Sonnenuntergang zu.
Bremen, 20. April 2020