Die Abendsonne strahlt das alte Gemäuer an, so dass es aussieht, als ob die Steinfiguren an der Fassade des Schlosses lebendig wären. Die neuneinhalbjährige Becky ist sofort faziniert. Schloss Rosenbolt soll ab sofort ihr neues zuhause werden. Ein Zuhause für sie, ihr heißgeliebtes Streifenhörnchen Lotti, das sie immer mit sich herumträgt und für ihren Vater, Professor Ignaz Librum.
Tatsächlich wird Becky auch schon sehnsüchtig erwartet. Aber das weiß sie in diesem Augenblick noch nicht. Schloss Rosenbolt ist nämlich ein sehr besonderes Schloss mit sehr besonderen Bewohnern.
Doch zunächst sind Becky und ihr Vater sprachlos, als sie das Schloss betreten. In einer riesengroßen Halle mit dicken golddurchwebten Brokatvorhängen, einem mächtigen Kamin und unmengen von Bilderrahmen mit Gemälden von Rittern und wunderhübschen Damen, führen ungwöhnliche Treppen nach oben. Es gibt schmale Holztreppen und geringelte Metallstufen, die ins Nichts führen. Becky entdeckt sogar eine Strickleiter. Verrückt! Treppen die nirgendwohin führen.
Wenn sie genauer aufgepasst hätte, hätte sie bemerken können, dass das Visier der Ritterrüstung, welche neben einem großen goldenen Spiegel steht, ganz kurz auf und zuklappt. Und auch die Dame mit der kunstvollen Frisur und dem Rosenstrauß in der Hand auf einem der Gemälde, verfolgt mit ihren Augen sehr genau, was Becky tut. Aber all das bemerkt Becky nicht und weil der Tag schon aufregend genug war und es auch schon spät geworden ist, geht sie zu Bett.
Nach ihrer ersten Nacht im alten Schloss, mit merkwürdigen Träumen, begibt sich Becky am nächsten Tag auf Entdeckungstour. Gemeinsam mit Hugo, dem zehnjährigen Sohn der Haushaltshilfe und seinem Hund Watson durchstreifen sie das Schloss. Dabei stoßen sie auf eine riesige Bibliothek.
Seitdem Beckys Mama nicht mehr da ist, hat sie kein Buch mehr angefasst. Früher haben sie immer gemeinsam gelesen und die Geschichten sind dabei lebendig geworden. Aber diese Erinnerungen sind zu schmerzhaft für Becky.
Tatsächlich ist es aber wichtig, dass Becky wieder mit dem Lesen anfängt, denn nur so kann die Bibliothek und ihre geheimnisvollen Bewohner gerettet werden.
Und vielleicht könnt auch Ihr dabei helfen, indem Ihr Euch dieses Buch nehmt und anfangt zu lesen.
Bremen, 10. Juni 2021