„In einem winzigen Land, genau in der Mitte eines Rosenkohlfeldes, lebte ein kleiner Mistkäfer namens Johann Wolfgang. Seine tägliche Aufgabe war es, sich um das große Geschäft der anderen Tiere zu kümmern. Wenn er auf seinem Feld einen frischen Haufen Dung roch, am liebsten noch warm, stürzte sich der kleine Käfer voller Freunde darauf und formte eine wunderschöne feste Kugel daraus…“
Nur, damit Ihr wisst, von wem hier erzählt wird.
Der kleine Mistkäfer Johann Wolfgang machte seine Arbeit perfekt, hatte aufgrund des Arbeitsmaterials allerdings nicht einen einzigen Freund. Warum, könnt Ihr Euch denken. Wer formt schon aus dem großen Geschäft eines Tieres eine Kugel und schiebt sie vor sich her?!
Nach getaner Arbeit, eines Dienstags, brauchte Johann Wolfgang ein wenig Schlaf. Kaum war er auf seiner Traumreise, passierte ihm ein Missgeschick. Er war doch glatt falsch abgebogen. Hatte den Weg zu seinem eigenen Traum verfehlt und befand sich, ohne dass er das vor hatte, im Traum von Annette, einer Giraffe. Die träumte vom Turnen. Vom Bodenturnen genauer gesagt. Graziös und mit viel Schwung zeigte sie die anmutigsten Pirouetten, bemerkte Johann Wolfgang und verhaspelte sich. Aus der Traum.
Johann Wolfgang war untröstlich.
Sorry, falscher Traum. Schnell weg hier.
Im Traum passieren ja die tollsten Sachen. Schafe träumen vom Tauchen, Nashörner befinden sich in einer großen Seifenblase und träumen vom Flug ins All.
Das mag ja witzig sein, aber viel lieber wäre Johann Wolfgang in seinem eigenen Traum, statt die Träume der anderen zu stören.
Er ist niedergeschlagen und in Gedanken versunken.
Eine lange samtige Zunge – das war die von Annette – berührte plötzlich sein Gesicht. Verwundert blickte er auf und schaute in die verschlafenen Gesichter der Tiere. „Wo sind unsere Träume?“ riefen sie im Chor. „Vielleicht da drin?“ stammelte Johann Wolfgang, trat einen Schritt zur Seite und zeigte hinter sich.
Was sollte da wohl hinter Johann Wolfgang sein?
Ihr habt es erraten. Eine riesengroße wunderschöne Traumkugel, die ganz geheimnisvolle Geräusche machte. Johann Wolfgang hatte alle ihre Träume in dieser Kugel gesammelt.
Nun stellten sich die Tiere die Frage, wie jeder einzelne seinen sehr persönlichen Traum zurück bekommen könnte. Vorschläge wurden gemacht. Kein wirklich guter war dabei. Johann Wolfgang aber hatte eine Idee. Die Tiere hörten zu, dachten kurz nach und waren dann einverstanden.
Was für eine Idee?
Naja, alle Tiere sollten sich in die große Traumkugel begeben und sich gemeinsam schlafen legen. So würde jeder wieder in seinen eigenen Traum finden. Das war der Plan.
Was soll ich Euch sagen? Der Plan hat funktioniert. Mit ein wenig Gedränge zwar, aber schlussendlich fanden alle Tiere Platz zum Schlafen und zurück in ihren Traum.
Am nächsten Morgen waren alle begeistert. Das wollten sie auf jeden Fall alle noch ein Mal erleben! „Am nächsten Dienstag, gleiche Zeit?“ „Abgemacht.“
Die Autorin hat mit dem kleinen Mistkäfer Johann Wolfgang jemandem ein Bücherleben geschenkt, der die Träume anderer Tiere durcheinander bringt und damit eine sehr sensible Geschichte über Vorurteile und Freundschaft erschaffen.
Dieses Bilderbuch ist es wert, ausgezeichnet zu werden.
Bremen, 25. März 2021