Jonas ist zwei Jahre alt, als er zum ersten Mal das Meer sieht.

Von diesem Augenblick an weiß er, dass er dort, im Meer, zu Hause ist. Nicht nur am Strand stehen, schwimmen oder segeln. Er möchte eins sein mit dem Meer und nie wieder an Land gehen. Sein ganzes Leben verbringt er damit, am Strand nach angeschwemmten Objekten zu suchen, um bizarre Installationen zu bauen, die ihm auf dem Weg zu einem neuen Leben unter den Fischen helfen sollen. Auch, wenn alle Versuche scheitern, lässt sich Jonas nicht von seiner Vision abbringen.

Immer wieder muss er sich den Grenzen seiner Erfindungen und auch denen seines Körpers stellen. Jetzt, wo Jonas alt ist, läuft die Zeit davon, seinen Traum doch noch verwirklichen zu können. Aber er findet das entscheidende Bauteil.

Unter dem Titel „Jonas and the Sea“ lief der Animationsfilm der niederländischen Regisseurin Marlies van der Wel 2015 auf diversen namhaften Arthouse-Festivals weltweit und erhielt zahlreiche Auszeichnungen. In Verbindung mit den kunstvollen Bildern im Collagenstil berührt die Geschichte von Jonas, dem Visionär, dem Erfinder, der sein Leben dafür gibt, seinen Traum, unter Wasser zu leben, zu erfüllen, zutiefst.

Es ist eine Parabel auf die Suche nach dem Sinn des Lebens und eine Geschichte über einen radikalen Glücksentwurf – dessen offenes Ende verschiedene Lesarten zulässt.

Dem ist nichts hinzuzufügen, außer, dass Jonas‘ Geschichte auch mich tief berührt hat.

Bremen, 25. März 2021