Es war ein Mal ein kleiner Löwenzahn, der steckte eines schönen Tages seinen Kopf aus der Erde. Genau zwischen Kornblumen und rotem Mohn.
Eigentlich ein schöner Standort, findet Ihr nicht auch? Und hochinteressant ist er, dieser Standort. Denn es gibt viel zu sehen. Alles, was fliegen kann, summt um ihn herum und bringt ihn auf einen Gedanken. Er will das auch können. Fliegen, meine ich. Er will, wie die anderen, umherfliegen und die Welt sehen. Tolle Idee.
Funktioniert leider nicht, so sehr er sich auch bemüht. Kornblumen und Mohnblumen betrachten ihn ein wenig hochnäsig und versuchen, ihm zu erklären, dass er sich das mit dem Fliegen besser aus dem Kopf schlagen soll.
Was macht das mit unserem kleinen Löwenzahn? Er wird traurig. Kann ich gut verstehen. Als ein Marienkäfer an ihm vorbei fliegt, fragt er, ob er ihm wohl bitte zeigen könne, wie man fliegt.
Dann das Zauberwort: Flügel. Du brauchst Flügel. Gut. Aber das bringt den kleinen Löwenzahn nicht wirklich weiter. Erst, als er die schlauen Bienen fragt, bekommt er die Antwort, die ihn zufriedenstellt: Geduld. Du musst Geduld haben.
All das erzählt er stolz den Mohnblumen und den Kornblumen. Die kommentieren das so: So ein Quatsch! Löwenzähne fliegen nicht! Basta.
Müde und enttäuscht fällt der kleine Löwenzahn in einen tiefen Schlaf.
Als er am Morgen aufwacht, sind die anderen um ihn herum noch nicht wach. So entgeht ihnen dieses einmalige große Wunder: Der kleine Löwenzahn fliegt in alle Himmelsrichtungen davon. Die Bienen hatten recht.
Bremen, 18. März 2021