Mit diesen Worten habe ich meine Großmutter sicher nicht gebeten, mir etwas über Weihnachten zu erzählen. Wie genau ich das formuliert habe, weiß ich nicht mehr. Ich war damals ungefähr acht oder neun Jahre alt.
Ich habe ganz genau wissen wollen, wie sich Weihnachten in einer Großfamilie angefühlt hat. Womit hat meine Großmutter all die hungrigen Mäuler gestopft? Hat es Geflügel gegeben? Gab es überhaupt Fleisch? Und Geschenke? Ein Weihnachtsfest zu gestalten ist in Kriegszeiten nach der Machtergreifung der Nazis sicher nicht einfach gewesen. Da war ein großes Organisationstalent der Mütter gefragt.
Und wo hat mein Großvater in jedem Jahr diesen riesigen Weihnachtsbaum geholt, der – so hat es mir später meine Mutter erzählt – vom Boden bis unter die Decke reichte, der mit Kugeln, Lametta und Süßkram geschmückt war und den die Kinder nach den Feiertagen endlich plündern durften?!
Gab es damals schon diese Weihnachtsbaum-Stände in den Innenstädten, wie wir sie heute kennen? Nein. Aber auch mein Großvater hat jemanden gekannt, der jemanden gekannt hat. Und dessen Freund hat ihn „besorgt“. Woher der Baum gekommen ist, ist ganz offensichtlich ein sehr gut gehütetes Geheimnis geblieben.
„Erzähl mir von Weihnachten“ – dieser Titel hat mich gedanklich weit zurück in meine Kindheit geführt, hat mir Erinnerungen zurückgegeben, an die ich sehr lange nicht gedacht habe. Aber bis heute erinnere ich mich mit liebevollen Gedanken an meine Großmutter und ihre Weihnachtsgeschichten. Denn niemand hat Weihnachtsgeschichten so erzählen können wie sie.
Also. Ihr und Eure Erwachsenen werdet in diesem wunderbaren Hausbuch weihnachtliche Geschichten finden, die wohl so geschehen sein sollen, wie die Autoren sie aufgeschrieben haben. Und weil Weihnachten eine magische Zeit ist, lasst sie Euch vorlesen oder lest sie selbst mit einem Freund, einer Freundin.
Um die Rezepte sollen sich die Erwachsenen kümmern.
Ach ja, kleine Überraschungen gibt es auch.
Euch allen von Herzen eine gute Weihnachtszeit.
In diesem Jahr ist sie anders.
Seit einem Jahr müssen wir, muss die ganze Welt mit einem tödlichen Virus leben lernen. Viele Menschen können sich auch an den Feiertagen nicht treffen. Sind einsam. Haben vielleicht niemanden. Bitte haltet Kontakt. Helft einander. Macht Weihnachten trotz allem zu einer guten Zeit. Technische Möglichkeiten gibt es ja reichlich. „Bildertelefon“, wie ich es gerne nenne, hilft prima dabei. Und ebenso das gute altmodische Telefon. Ein Spaziergang – mit Abstand. Ein paar Weihnachtsessen mehr zubereiten und verschenken, Stollen und Plätzchen backen und verschenken und so weiter. Es gibt so vieles, was man tun kann.
Also! Gehirn einschalten! Das Corona-Virus lässt uns keine Wahl.
Bremen, 28. November 2020